In diesem Blog möchte ich genau hinschauen. Was macht den Alltag während der Pandemie aus? Was unterscheidet einen Tag vom anderen, abgesehen von der steigenden Zahl der Coronafälle? Was macht das Leben aus, wenn wir nicht ins Theater, nicht ins Kino, nicht ins Fitnesstudio und dürfen und vor allem nicht reisen können?


26.Dezember

Flucht und Exil

Seit ich denken kann, ist „Exil“ für mich mit einem gewissen Nimbus behaftet. Ich habe wohl die glänzenden Namen der Literatinnen und Literaten, die ich so liebe, immer gleichzeitig damit gedacht, dass sie im Exil waren. Thomas Mann, Joseph Roth, Lion Feuchtwanger, Vicky Baum, Anna Seghers, Irmgard Keun und so viele andere. Jetzt frage ich mich, was eigentlich genau der Unterschied zwischen Flucht und Exil ist. Sind es die Namenlosen, die auf der Flucht und die Namhaften, die im Exil sind?


25.Dezember

Alles beim Alten

Jede Woche neue Chats, die die Korruption der Türkisen zeigen, jeden Tag neue Coronamaßnahmen, die für Verwirrung sorgen. Also: Nix Neues.


24.Dezember

Weihnachten

Mit der Familie. Schön. Im Regen zu Fuß nach Hause.


23.Dezember

Körpergefühl

Endlich wieder im Training.


22.Dezember

Trotzdem

Höre Erika Pluhar in dieser Trotzdem-Zeit: „Trotzdem kämpfen wir, trotzdem glauben wir, trotzdem lieben wir, trotzdem….“ 


21.Dezember

Die Wand

Die Warnungen vor Omikron machen Nachrichtensendungen und Zeitungen fast monothematisch. Der Komplexitätsforscher Peter Klimek drückt das sehr plakativ aus, wenn er sagt, dass keine Welle sondern eine Wand auf uns zukommt. 


20.Dezember

Überdruss

„...fühlt sich maximal unwohl“. Diese schöne Formulierung von Florian Illies in „Liebe in Zeiten des Hasses" trifft es heute richtig gut. 


19.Dezember

Lichtermeer

Ich träume, dass ich in einer Diktatur lebe. Super, - die Coronaleugner schleichen sich schon in meine Nächte.

Erfreulich: 30.000 Menschen, die den Idioten etwas entgegensetzen und der Verstorbenen gedenken wollen, bei einem Lichtermeer in Wien. Obwohl ich die Idee nicht so gut fand, weil klar war, dass sich viele eben wegen Corona nicht in eine Menschenmasse begeben würden. Es ist trotzdem schön.


18.Dezember

Außer Kontrolle

Sie durchbrechen Polizeisperren und ziehen unangemeldet durch die Wiener Innenstadt. Straßenbahnen und Buslinien werden blockiert. Die Typen, die gegen die Corona-Maßnahmen demonstrieren, machen Angst.


17.Dezember

Der Ausleerer

Der erste Telefonanruf des Tages: „Guten Morgen. Ich bin der Senkgrubenausleerer “ Ach wie nett! So beginnt ein guter Tag. Jetzt können wir über die Weihnachtsfeiertage ungeniert das Häusl benützen und den Geschirrspüler anwerfen.


16.Dezember

Reisefertig 4

Ich habe Schmerzen und frage den Zahnarzt, ob er mal kurz draufschauen kann, weil ich ja (hoffentlich) bald wegfahre und dann länger nicht da bin. Er meint, dass das bei bei mir oft so ist, dass ich vor einer Reise mit Zahnschmerzen zu ihm komme. Dann entschuldigt er sich lächelnd dafür. Ich kann ihm gar nicht böse sein, denn er hat ja recht. Und natürlich ist wieder einmal keine Ursache für einen Schmerz zu finden.


15.Dezember

Ungeplant

Ein ungeplantes Treffen mit Eltern und Bruder. Besser als Weihnachten.


14.Dezember

"Halt's Maul, Faschist"

Konstantin Wecker zu Gast bei Stermann und Grissemann. Als ich vor Jahrzehnten einmal mit ihm gesprochen habe, war er ziemlich gaga. In „Willkommen Österreich“ ist er überraschend gut. Inhaltlich bietet er nicht viel Neues, was kein Wunder ist. Schließlich sind die Faschisten seit dem „Willy“ nicht weniger geworden. 


13.Dezember

Reisefertig 3

Reiseliste schreiben. Das macht Freude. Überlegen, was wir nach Lanzarote mitnehmen wollen. Bruno beschäftigt sich mit dem Innenausbau seines Fotokoffers. Jetzt wäre es halt schön, wenn der Flieger fliegen würde. Wir rechnen mit einer Stornierung bis zur letzten Minute. 


12.Dezember

Das Zitronenhuhn

Zitronenhuhn soll es geben. Seit Jahren reden wir schon darüber. Am 28. Dezember soll es soweit sein. Insgesamt wären wir bei diesem Treffen zu fünft. Blöderweise ist davor noch Weihnachten. Das heißt jede und jeder von uns ist bei einem Familientreffen. Da kommen schnell einmal acht Leute zusammen. Und wie wir alle wissen, bedeutet das gute Chancen auf einige Cluster.

Jetzt sind wir unsicher. Der Verlockung auf einen gemütlichen Abend nachgeben? Schließlich sind wir ja alle geboostert. Gemeinsam reden, diskutieren, lachen? Und nicht zu vergessen das Zitronenhuhn. Oder um der Sicherheit willen die Einladung von Menschen, die wir mögen, ausschlagen? Ratlosigkeit. Natürlich ist es Luxus, Entscheidungen wie diese treffen zu können. Andererseits ist es einfach nervig, sie treffen zu müssen. 


11.Dezember

Allgemeinwohl

Wieder 44.000 bei einer Demo gegen COV-Maßnahmen in Wien.

Der Politikwissenschafter Felix Butzlaff schreibt im Standard über „Die Individualisierung des Allgemeinwohls“. Seit Wochen ergreift mich neben dem Zorn über Coronaleugner:innen und Impfgegner:innen eine Traurigkeit über den Egoismus derer, die sich nicht impfen lassen, weil es ja ihre „ganz persönliche Entscheidung“ sei. Dem wird viel zu wenig entgegengesetzt.  Genau das thematisiert Butzlaff so schön, wenn er über den individualisierten Freiheitsbegriff schreibt: “Gerade politische Parteien, eigentlich zuständig für die Bildung, Zusammenfassung und Bündelung unterschiedlicher Interessen, tun sich immer schwerer damit, ein Allgemeinwohl zu formulieren, welches mehr als ein Aufsummieren von Einzelinteressen ist“. 


10.Dezember

Die Jesserer

Getraud Jesserer ist tot. Bei einem Wohnungsbrand gestorben. Gut 40 Jahre ist es her, dass ich sie in Gorkis „Sommergäste“ im Burgtheater zum ersten Mal auf der Bühne gesehen habe. Mehrmals übrigens, weil die Inszenierung von Achim Benning so toll war und ich ein großer Fan von Erika Pluhar war. Als meine Freundin I. und ich einmal nach der Vorstellung Autogramme von der Pluhar wollten, meinte der Portier, die sei nicht mehr da, aber die Jesserer käme gleich. Wie großartig sie war, habe ich erst später begriffen, aber ein Autogramm von ihr habe ich.


9.Dezember

Neue Normalität 

Am Abend mit dem Auto vor  einer roten Ampel. Eine Straßenbahn fährt vorbei. Ihr Inneres ist erleuchtet. Alle Fahrgäste tragen Masken. Ein kurzer Moment des Erstaunens. Aber dann folgt gleich das Erkennen, dass so etwas ja ganz normal ist.


8.Dezember

Kalte Treffen

Vorigen Winter war das ja in Ordnung. Es war oft sogar lustig, sich auf Terrassen und Balkonen zu treffen. Aber ein Jahr später ist das nicht mehr gut. Wenn wir uns aus Vernunftgründen, weil eine Freundin Hortpädagogin ist und dadurch immer wieder mit infizierten Kindern zusammenkommt, im Freien treffen, dann hat das seinen Charme verloren. Da helfen auch Glühmost und zwei paar Socken nix.

Es wird von einer 40-fach reduzierten Wirksamkeit von Antikörpern bei einer Ansteckung mit Omikron berichtet. Das bedeutet einen geringeren Impfschutz, wenn auch nicht 40-fach geringer.


7.Dezember

Reisefertig 2

Eine neue Sonnenbrille gekauft. Man weiß ja nie.


6.Dezember

Reisefertig

Wir holen woMAN vom Mechaniker. Schließlich ist es wichtig, dass ein Wohnmobil vor der Tür steht, das jederzeit fit für die nächste Reise ist. Man weiß ja nie.


5.Dezember

Very British

Letzte Folge von "Downton Abbey" gesehen. Wie hätte ich die vielen Lockdowns ohne diese Serie überstanden?


4.Dezember

Zum Speiben

Demos der Coronaleugner:innen. Zum Speiben.


3.Dezember

Fröhlichkeit im Herzen

Wenigstens sorgen die Türkisen/Schwarzen dafür, dass auch im Lockdown keine Langeweile aufkommt. Gestern der Kurz-Rücktritt, heute die Pressekonferenz des neuen Kanzlers und die Vorstellung der neuen Regierungsmitglieder.

Und das alles mit der „Fröhlichkeit im Herzen“, die Angie bei ihrem Abschied angesprochen hat.


2.Dezember

Sekt am Vormittag

Normalerweise beginnen wir doch etwas später mit dem Alkohol. Aber heute wird der Sekt schon am Vormittag geöffnet. Zur Abschiedspressekonferenz von Sebastian Kurz.

Und dann stoßen wir auch noch auf den Abschied von Angie an. Aber mit ganz anderen Gefühlen.


1.Dezember

Fröhliche Stunden

Meteorologischer Winterbeginn.

Ein traumhaftes Essen und sehr angenehme Stunden bei M. und R. Spielen mit dem Hundetier.


30. November

Lesekreis

Heute hätten wir unseren Literaturkreis. Wie schade, dass wir uns wieder nicht sehen und diskutieren können. Dabei hatten wir uns auf ein richtig gutes Buch geeinigt:

"Die Freiheit einer Frau" von Edouard Louis. Ein Porträt seiner Mutter, das Leben einer Frau, die unglücklich in einer Ehe verharrt, in der sie gedemütigt wird und der Gewalt immer nah ist. Natürlich finde ich als Leserin das Elend dieser Frau entsetzlich, bekomme so etwas wie Mitgefühl. Zuneigung allerdings kann ich nur schwer entwickeln. Louis versteht es zu gut, verständlich zu machen, dass er sich seiner Mutter schämte. Trotzdem geht er auf seine Weise auch sanft mit ihr um.

Klar, dass mich das Buch an „Rückkehr nach Reims“ von Didier Eribon erinnert, nur dass der noch wesentlich härter in der Rückschau auf seine Familie war. Schön ist, dass „Die Freiheit einer Frau“, wenn auch nicht wirklich mit einem Happy End, aber doch mit einer Art Befreiung endet, wie der Titel verheißt.

Für mich die berührendste Szene: Als Louis seine Mutter feiernd und mit „seligem“ Gesichtsausdruck erlebt und er das nicht ertragen kann. Er ist „so sehr daran gewöhnt, sie zu Hause unglücklich zu sehen, dass Glück auf mich wie ein Skandal wirkte, ein Schwindel, eine Lüge, die es schnellstmöglich zu entlarven galt“.


29. November

Arztbesuche

Vor einer Untersuchung im Krankenhaus beim Eingang zur Kontrolle anstehen. Die Reihe ist lang. Brav haben alle ihre Masken auf, aber kein Mensch hält Abstand. Ist nicht zu verstehen.

Auch Arztbesuche in Praxen sind anstrengend. Das Unbehagen im Wartezimmer, auch wenn sich Ärzt:innen meist bemühen, keine langen Wartezeiten aufkommen zu lassen.


28. November

Advent

Schnee. Eh schön. 1. Adventsonntag. Ich hänge Weihnachtskänguru-und Kookaburra auf.

Christian Drosten ist „schon ziemlich besorgt“ wegen der Omikron-Variante.


27. November

Namensgebungen

Jetzt hat die neue Variante einen richtigen Namen bekommen: Omikron.

Der englische Arzt Edward Jenner hat 1798 gezeigt, dass eine Impfung mit Kuhpockenviren zu einer Immunisierung gegen Pocken führt. Kuh heißt lateinisch „vacca“. Darum: Vaccination. Und wieder bin ich gescheiter geworden.


26. November

Letzter Booster

Die letzte aus unserem Freund:innenkreis bekommt dritte Impfung. Das sorgt für ein wenig Freude.


25. November

Neue Variante

B.1.1529 heißt die neue Coronavirus-Variante, die in Südafrika aufgetaucht ist.


24. November

Virtuelle Gespräche

Wieder eine virtuelle Vorstandssitzung. Natürlich funktioniert das. Aber richtige Gespräche oder Diskussionen kommen so halt kaum in Gang. Die Kolleginnen in der Beratung haben es schwer.


23. November

Die Pest auf Sizilien

Seltsam, dass ich die feministische italienische Schriftstellerin Dacia Mariani nicht kannte. Ihr Buch „Trio“ spielt in den Jahren 1743/44 in denen die Pest auf Sizilien wütet. Allein in Messina starben 30.000 Menschen. Die Hauptgeschichte, die Mariani erzählt, ist zwar das Verhältnis zweier Freundinnen, die denselben Mann lieben, aber eben vor dem Hintergrund einer Seuche, die das Leben aller Menschen auf der Insel verändert. Wie schon bei Camus’ „Die Pest“ sind die Parallelen zu dem, was wir gerade erleben, beklemmend. „Trio“ ist kein Meisterwerk wie „Die Pest“, aber ein gutes Buch. Muss mehr von Dacia Mariani lesen.


22. November

Heldinnen von früher

Im April 1986, in der Woche, als Simone de Beauvoir starb, habe ich Barbara Frischmuth angerufen und sie um ein Interview gebeten. Es sollte mir nicht noch einmal passieren, dass eine Autorin, die ich verehre stirbt, bevor ich eine Chance bekomme, sie kennenzulernen. „Die Mystifikationen der Sophie Silber“ und „Amy oder die Metamorphose“ hatten mich so begeistert. Das Treffen mit ihr war dann auch gut. Jetzt habe ich „Woher wir kommen“ gelesen und bin ratlos. Hat sich mein Zugang zu Literatur so sehr verändert? Oder schreibt sie jetzt so anders als früher? Enttäuschung.


21. November

Schönes Ersatzprogramm

Heute wären wir im Theater. Maria Stuart in Wien im Burgtheater. Statt Birgit Minichmayr und Bibiana Beglau sehen wir unsere Freund:innen zum Spaziergang und feiern dann S.’ Geburtstag mit ein paar Gläsern Sekt. Als Ersatzprogramm gar nicht schlecht.


20. November

Stich ins Wadel

Es wird wie blöde eingekauft, weil am Montag der Lockdown beginnt. Parallel finden sich Zehntausende zu Coronademos ein.

Die Coronaleugner verbreiten Geschichten im Netz: Sie warnen vor Impfhubschraubern, die Pfizer-Impfstoff über der Demo versprühen. Und vor Mitarbeitern der Stadt Wien, die unter Kanaldeckeln versteckt sind und die Demonstranten in die Wade impfen.


19. November

Lockdown bundesweit

Ausgangssperren für ganz Österreich auch für Geimpfte werden angekündigt. Der Gesundheitsminister entschuldigt sich für das Chaos der letzten Wochen und Monate.


18. November

Lockdown

Im Fernsehen läuft eine Sonder-ZiB mit dem oberösterreichischen Landeshauptmann. Noch vor wenigen Tagen hat er verharmlost. Jetzt ist er doch für einen Lockdown. Ich glaube nicht, dass ich den Schwachsinn, den er da gerade verzapft, ertragen will. Ich schalte ab.


17. November

Booster

Die dritte Impfung. Der zweite Stich ist fünfeinhalb Monate her. Damals war ich optimistisch und dachte, ich könnte den Coronablog beenden. Zum Optimismus besteht jetzt, bei einer 7-Tage-Inzidenz von mehr als 1600 in Oberösterreich, kein Grund mehr.


7. Juni

Zweite Impfung und Schluss

Vor über einem Jahr, als ich mit dem Coronatagebuch begann, ging es in meinen Einträgen vor allem um die Auswirkungen des Virus auf unser Leben. Das hat sich mit der Zeit verändert und es ist immer mehr Privates dazugekommen. Das werte ich als gutes Zeichen, denn COVID bestimmt mein Denken offenbar nicht mehr zur Gänze.

So passt es gut, dass ich mit der zweiten Impfung heute dieses Tagebuch (zumindest vorläufig) beende...


6. Juni

Mehrwert

„Du sollst ja einen Mehrwert haben, wenn du hier bei mir bist.“ - Brunos Antwort auf mein „Danke“, als er meine Kaffeetasse wegräumt. Ich glaube, ich werde in Zukunft mehr Zeit im Haus meines Ehemannes verbringen.


5. Juni

Geträumt - Geräumt

Im Traum habe ich mein Büro ausgeräumt. Tatsächlich bin ich vor acht Jahren aus dem Büro im Studio ausgezogen, aber mein Unterbewusstsein arbeitet offenbar in seinem eigenen Tempo und stellt eine Verbindung zum Pensionsanstritt her.


4. Juni

Namenloser Lurch

Die Wiese steht so hoch, das mir einzelne Gräser bis zum Hals reichen. Niemand mäht sie.

Auf den Fensterscheiben haben Regen und Fliegen ihre Spuren hinterlassen. Mähstaub hat sich auf ihnen gesammelt. Niemand putzt sie.

Aber auf dem Boden im Haus ist der Lurch weg. Statt den einzelnen Staubbällchen Namen zu geben, wie es ein Freund vorgeschlagen hat, habe ich gesaugt. Immerhin.


3. Juni

Chats

Nein, ich werde hier keine Chats von Politikern kommentieren. Auch keine von hochrangigen juristischen Beamten. Obwohl es in diesen Wochen durchaus einen Teil meines Lebens ausmacht, darüber entsetzt zu sein. Immerhin ist heute ein Verfassungsrichter zurückgetreten.

Schön, dass der Merlot aus dem Friaul heuer außergewöhnlich gut ist.


2. Juni

Ungestörte Schönheit

Die Blumenwiesen blühen so schön, als ob es kein Corona gäbe.


1. Juni

In Pension

In Wien lernen wir ein deutsches Paar kennen, das auf ein altes Mercedes-Fahrgestell ein Tinyhouse gesetzt hat. An der Außenwand befindet sich ein Ofenrohr, drinnen ein hübscher Ofen, der mit Holz geheizt wird. Es ist so erfrischend, sich mit Menschen zu unterhalten, die sich überlegen, wie sie gerne leben möchten und dann versuchen, das auch zu tun.

Im Mühli dann eine Überschwemmung in der WoMAN. Ein Abwasserschlauch war abgedrückt. Im Innenraum alles wieder in Ordnung zu bringen, ist ziemlich viel Arbeit. Dabei bin ich ab heute offiziell in Pension. Der Sekt ist bereits eingekühlt.


31. Mai, Wien

In der Gaststube

Weil es bei unserem Treffen mit S. zum Mittagessen zu regnen beginnt, müssen wir vom Schanigarten in das Innere des Lokals fliehen. So sitzen wir zum ersten Mal seit fast eineinhalb Jahren wieder in einer Gaststube .

Am Abend „Das Interview“ mit der hervorragenden Birgit Minichmayr im Akademietheater. Im Theater und in der U-Bahn natürlich immer Masken getragen. Das hängt sich ganz schön an.


30. Mai, Wien

Im Theater

Zum ersten Mal wieder Theater, das nicht vom Bildschirm kommt. „Automatenbüffett“ von Anna Gmeyner. Die Platzvergabe im Akademietheater ist zwar nicht optimal, weil manche Reihen ganz leer sind, aber zum Beispiel hinter uns vier Besucher sitzen. Aber abgesehen davon, ist das Gefühl ganz wunderbar, das Stück gut, die Schauspieler:innen sehr gut und die Inszenierung von Barbara Frey hervorragend.


29. Mai

Wetter und so

Das Wetter nervt bald ebenso wie Corona. Aber vielleicht liegt es auch an Corona, dass das Wetter so nervt. Wenn wir uns auch in Innenräumen mit anderen Menschen wohl fühlen würden, könnte es regnen, ohne dass wir davon genervt sind. Oder so.


28. Mai

Großartiger Film

Nomadland“ gesehen. Dagegen verblasst alles andere dieses Tages.


27. Mai

Tolles Geburtstagsgeschenk

Wieder in Österreich.

Man kann nicht behaupten, dass ich mit dem Alter weniger schusselig werde. Zu meinem sechzigsten Geburtstag begieße ich mich beim Tanken mit etlichen Litern Benzin. Logisch, dass ich dabei den neuen Sweater anhabe.

Das schönste Geburtstagsgeschenk: Zum ersten Mal wieder in der Gruppe trainieren. Die Glückshormone machen sich schon nach zwanzig Minuten stark bemerkbar.

Auch sonst ein schöner Tag mit Besuch von den Eltern mit Spargelrisotto und Champagner. Und am Abend Zusammensein mit H. und M.


26. Mai

Lästige Masken

In Italien besteht auch im Freien Maskenpflicht. Das ist ganz schön nervig. Deshalb müssen wir viel Eis essen, denn dann dürfen wir die Masken herunter nehmen.


25. Mai

Pelerinenwetter

Wir wandern mit H. und M. um die Stadtmauer von Palmanova. So kommen endlich die schönen roten Pelerinen, die wir zu Brunos 70er gekauft haben, zum Einsatz.

Das siebte Kreuz von Anne Seghers gelesen. Wird in DIE HUNDERT aufgenommen.


24. Mai

Regen im Wohnzimmer

Es tropft aus dem Lampenschirm. Auch wenn es draußen wie aus Kübeln schüttet, sollte das nicht passieren. Das Dach unserer WoMAN scheint immer rissiger zu werden. Jetzt wissen wir wenigstens, wie wir diesen Regentag hinter uns bringen. Wir beschäftigen uns ausgiebig mit der Planung eines neues Daches. Quasi den Regen nützen, um uns in Zukunft vor Regen zu schützen.


23. Mai

On the Road again

Der Antigentest ist negativ, allle Formulare für Italien sind ausgefüllt. Los geht’s.

Abendessen im Regen unter einem großen wasserdichten Sonnenschirm auf der Terrasse unseres Lieblingsrestaurants in Palmanova. Eingepackt in dicke Jacken. Wir sind so froh, hier zu sein, dass wir uns trotz der Kälte über kalten Vino Frizzante freuen.


22. Mai

Eingeräumt

Das Wohnmobil ist startklar. Wir auch.


21. Mai

Planen

Mit Karte und Mac überlegen, wo wir hinfahren könnten. Das Planen von Reisen, die Beschäftigung mit den Stücken, die im Theater in den nächsten Wochen gespielt werden, das Vereinbaren von Treffen mit Freunden. Jede Art von Planung intensiviert das Lebensgefühl nach dieser langen Zeit.


20. Mai

Putzen ist schön

Das Klo zu putzen und mit dem Staubsauger Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer zu reinigen, kann richtig schön sein. Wenn es nämlich der Reisevorbereitung dient. In diesem Fall haben alle Räume insgesamt nicht mehr als sechs Quadratmeter. So groß ist die Kabine unseres Wohnmobils.


19. Mai

Böse Katze

Mit Impfpass beim Friseur. Mit heutigem Tag dürfen wir in Österreich auch wieder ins Wirtshaus.

Der Blumentrog hat frische Erde und Kräuterpflanzen bekommen. Schaut sehr nett aus. Das Befreien des Balkons von Erde und Dreck war mühsam, aber ist geschafft. Fünf Minuten später entscheidet die Nachbarskatze, die Pflanzen wieder auszugraben und die nasse Erde auf dem Balkon zu verteilen.


18. Mai

Spät aber doch

Das hätte ich früher machen können. Zeit genug wäre gewesen. Aber jetzt ist der Jahrzehnte alte Strauch im Blumentrog auf dem Balkon endlich weg. Samt tiefen Wurzeln. 


17. Mai

Kapitalismus

Vor einem Jahr, als alle Wisenschafter:innen noch meinten, die Entwicklung eines Impfstoffs würde mindestens zwei Jahre dauern, war für Bruno schon klar, dass der Kapitalismus nicht zulassen würde, dass es solange dauert. Dieses Virus trifft schließlich nicht nur die Armen, nicht nur die „Randgruppen“, nicht nur Menschen in Afrika und Asien. Dieses Virus trifft ein Wirtschaftssystem.

Dem Sieg des Kapitalismus ist es also zu verdanken, dass Bruno heute seine zweite Impfung erhalten hat. Das ist nicht sehr stimmig.


16. Mai

Pandemiebücher

Aus den rund 70 Büchern, die ich seit Beginn der Pandemie gelesen habe, hier die fünf, die mich am meisten beeindruckt haben:

Herta Müller, Mein Vaterland war ein Apfelkern

Michael Maar, Die Schlange im Wolfspelz. Das Geheimnis großer Literatur

Anne Weber, Annette, ein Heldinnenepos

Friedrich Dürenmatt, Justiz

Ayelet Gundar-Goshen, Löwen wecken

und mit Freude wiedergelesen:

Simone de Bauvoir, Die Mandarins von Paris


15. Mai

Das Mixgetränk

Beim Besuch von M. und R. den Wein aus dem Jahr 2001 nicht dekantiert, sondern in den Shake-Mixer geleert, den Motor angeworfen und 30 Sekunden durchmischt. So bekommt er viel Luft in kurzer Zeit. Hat dem alten Rotwein gut getan. Logisch. Und sehr lustig.


14. Mai

Das erste Mal

Mit Gästen ohne Masken im Wohnzimmer stundenlang zusammensitzen, reden, essen, trinken. K. und W. , sie genesen und geimpft, er doppelt geimpft. Das fühlt sich an, wie früher. Sehr schön.


14. Mai

Das erste Mal

Mit Gästen ohne Masken im Wohnzimmer stundenlang zusammensitzen, reden, essen, trinken. K. und W. , sie genesen und geimpft, er doppelt geimpft. Das fühlt sich an, wie früher. Sehr schön.


13. Mai

Viel Zeit

Seit dem Beginn der Pandemie wäre wahrlich genügend Zeit gewesen, um Fenster zu putzen, Vorhänge zu waschen, die Bücherregale abzustauben und ähnliche Tätigkeiten anzugehen. Ja, das wäre es.


12. Mai

Theaterglück

Schon seit gestern bin ich nervös. Werde ich es schaffen, Theaterkarten zu ergattern? Als Wahlabonnentin habe ich die Chance um Punkt 11 Uhr Sitzplätze online zu buchen. Die Übung gelingt. Ende Mai werden wir zwei Abende im Akademietheater verbringen.

Dass gegen den türkisen Kanzler ermittelt wird, bringt dem Tag noch eine weitere Volte.


11. Mai

Halbwegs erfreulich

Die 7-Tage-Inzidenz sinkt unter 100. Immerhin.


10. Mai

Raubameisen

Mein Freund H., der Ameisenforscher, versucht mir den Unterschied zwischen Raubameisen und Waldameisen zu erklären. Diese kleine Abweichung oberhalb der Mundwerkzeuge ist nur mit der Lupe zu erkennen. Blöd, dass die Ameisen nicht still halten, und sie „am Fusserl hochhalten“, wie H. empfiehlt, will mir nicht gelingen, was logisch ist, da ich zu feige bin sie ohne Handschuhen anzugreifen.

Nun weiß ich also weiter nicht, welche Tiere sich in unserem Kräuterbeet so wohl fühlen und aggressiv auf meine Hände losgehen, wenn ich mir Schnittlauch hole. Dass Tausende Ameisen in unserem Garten leben und ziemlich lästig sind, wäre mir auch in Nicht-Panedemie-Zeiten aufgefallen, aber vielleicht hätte ich mich nicht so intensiv damit beschäftigt.


9. Mai

Die Internationale

Ich versende per mail ein Tondokument, das G. von mir wollte. Sie schreibt zurück, dass das nicht die von ihr gewünschte Aufnahme ist. Ich habe ihr irrtümlich Die Internationale geschickt. Das passt doch gut zum heutigen Europatag. Ich versende das sozialistische Kampflied gleich noch an andere Freund:innen.


8. Mai

Gemeinsam Feiern

Es ist ein Familientreffen im Garten meiner Eltern, so wie es im letzten Jahr üblich geworden ist. Und doch ist dieses Mal alles entspannter. Wir halten Distanz, aber es ist lässiger geworden, weil vier von uns bereits geimpft sind.


7. Mai

Sprache ohne Verstand

Herta Müller beschreibt in ihrem Buch „Mein Vaterland war ein Apfelkern“ ihr Entsetzen über „die Ödnis der Parteisprache“ im Rumänien ihrer Jugend. „Die Verblödung durch Fertigteile. Der Sprache war buchstäblich der Verstand abhanden gekommen.“

Mich lassen diese großartigen Formulierungen nicht mehr los. Kein Wunder, werde ich doch ständig bei Interviews von türkisen und grünen Politiker:innen daran erinnert. Zuletzt traurigerweise bei den inhaltsleeren Sätzen in einem langen Interview mit der Justizministerin.


6. Mai

Pfadfinderinnen

Seit mehr als einem Jahr unternehme ich mit S. Wanderungen in Linz. Da wir mindestens einmal pro Woche gemeinsam gehen, sind das, abzüglich meiner Reisen, circa 300 Spaziergänge. Jeder davon war auf seine Art schön.

Erstaunlich ist nicht nur, dass wir uns immer wieder viel zu erzählen wissen, sondern dass wir immer wieder neue Wege entdecken. Schätzungsweise sind wir auf mindestens 150 dieser Treffen auf Straßen, Wegen oder Pfaden gegangen, die wir davor nicht gekannt haben. Und das, obwohl wir meist in Urfahr gehen, einem Stadtteil, den ich seit meiner Kindheit sehr gut kenne.


5. Mai

Der große Unterschied

Ärzte sehen die Gefahr der Ansteckung in ihren Wartezimmern offenbar recht unterschiedlich. Während ich im Mühlviertel schon sehr eng zu sechst in einem kleinen Wartezimmer gesessen bin, erlebe ich heute in einer Ordination nahezu perfekte Sicherheitsvorkehrungen. Nur wenige Sitzplätze, voneinander getrennt durch Plexiglaswände, ein spürbares Lüftungssystem und umsichtige Mitarbeiterinnen.

Der Spielplan für das Burgtheater ist da! Jetzt muss nur noch der Verkauf der Karten beginnen.


4. Mai

Veronika

Noch vorige Woche habe ich im Supermarkt neben Spargel aus Italien und Spanien auch welchen aus Thailand entdeckt. Noch mehr Schwachsinn ist nicht leicht vorstellbar. Jetzt ist der Spargel aus dem Marchland, Eferding und Leonding da. Es wird sich hoffentlich niemand über die Überschrift wundern.


3. Mai

Hoffnung keimt IV

Wenn eine Mail vom Burgtheater eintrudelt, dann hat das definitv Einfluss auf die Hoffnung, dass bald die Buttons Spielplan und Karten auf der Homepage des Theaters wieder mehr als nur Platzhalter sind.


2. Mai

Hoffnung keimt III

Wenn über einen grünen Pass diskutiert wird, dann hat das definitiv Einfluss auf die Planung von Reisen. Noch sehr zaghaft, aber immerhin.


1. Mai

Hoffnung keimt II

Wenn die Freundinnen und Freunde ringsum geimpft werden, dann hat das definitiv Einfluss auf den Alltag. Zwar besuchen wir einander noch im Freien oder zumindest bei geöffneten Balkontüren, aber es ist doch eine Veränderung spürbar.


30. April

Hoffnung keimt I

Wenn der Magnolienbaum in Linz blüht und die Lärche im Mühlviertel erstes Grün zeigt, dann hat das definitiv Einfluss auf die Lebensfreude.


29. April

Langwierig

Noch einer von den zähen Tagen.


28. April

Mühsam

Es ist wieder einmal ziemlich zäh.


27. April

Der Tag danach

Mein Arm tut herrlich weh. Was für ein erfreulicher Schmerz.


26. April

Geimpft

Impfstoff: Moderna

Fühlt sich wie Geburtstag an.


25. April

Öde

An manchen Tagen hilft weder die Kocherei noch die Esserei noch die Netflixerei. Nicht einmal Lesen funktioniert.


24. April

Leben in der Natur

Am Vormittag sammeln wir Brennesseln und und machen daraus Brennesselknödel.

Am Nachmittag vertreibt uns der Bauer von der Terrasse indem er den Acker vor unserem Haus mit Gift besprüht.


23. April

allesdichtmachen

Der Schauspieler-Protest gegen Coronapolitik unter dem Hashtag allesdichtmachen soll ironisch sein, ich finde ihn zynisch. Vor allem aber sind viele dieser Videos ziemlich blöd. Sagenhaft, was da von Nina Proll bis zu Jan Josef Liefers von sich gegeben wird.

Etliche Schauspieler:innen setzen dem etwas entgegen. Besonders schön sagt es Sandra Hüller: Leute.Bitte.


22. April

Ein geglückter Tag

Peter Handke beschreibt in seinem „Versuch über den geglückten Tag“ wie wenig es braucht, um einen geglückten Tag zu erleben. Sonne und Regen zum Beispiel und „mein Zeitwort wird gewähren lassen gewesen sein“ um „hernach von diesem Tag, obwohl nichts geschehen ist, Unerschöpfliches erzählen zu können.“

In Peter Handke müsste man sein.


21. April

Lebendig

Im Park unter meiner Wohnung wird es lebendig. Jugendliche kommen in Gruppen zusammen. Sie spielen Tischtennis, lachen, trinken und reden miteinander. Na gut, ein wenig Grölen kommt im Laufe der Stunden auch dazu.


20. April

Stillstand

Als ob eine Pausetaste gedrückt wäre. Völlig ohne Energie.


19. April

Wichtig

Aprilwetter ist Aprilwetter ist Aprilwetter. Aber es wäre auch völlig in Ordnung, wenn das Wetter schön wäre.

Der neue Gesundheitsminister trägt bei seiner Angelobung Turnschuhe.

Definiere wichtig: Wichtig ist die Arbeit, die im Gewaltschutzzentrum geleistet wird. Bei jeder Vorstandssitzung lerne ich das, was Geschäftsführung, Beraterinnen und unsere Vorstandsvorsitzende tun, mehr schätzen.


18. April

Küchenhierarchie

Streit. Das kommt vom gemeinsamen Kochen mit Bruno. Wir entscheiden, dass wir ab sofort wieder, die bei uns übliche, Küchenhierarchie einführen. Ich bin entweder Chefin oder Aide de cuisine. Wenn wir gleichberechtigt sind, funktioniert es nicht.


17. April

Genetflixte Tage

Manche Tage werden besser, wenn ich sie netflixe. „Alias Grace“ nach einem Roman von Margaret Atwood zum Beispiel. Und auch die ARTE-Mediathek ist ein Segen. Insgesamt vierzig Folgen hat die Serie „Die Brücke - Transit in den Tod“. Die Darstellerin von Saga Noren, die Schwedin Sofia Helin ist hinreißend.


16. April

Endlich

Ich habe einen Impftermin.


15. April

Abwechslung

Die Menschen auf den Intensivstationen leiden, das Pflegepersonal leidet, die Alten leiden besonders, die Jungen leiden ganz besonders, die Wirtschaft leidet, die Gastronomie leidet. Aus diesem Leiden werden seit mehr als einem Jahr Schlagzeilen gestrickt. Das ist nicht sehr abwechslungsreich. Da lobe ich mir das Aprilwetter.


14. April

Im Traum

Ich versuche auszuweichen. Die Frau, die mit mir im Raum ist, hält keinen Abstand. Und da kommt jemand ohne Maske herein. Ich bemerke, dass auch ich keine trage, weil ich eben ein Glas Prosecco trinke. Ich bekomme es mit der Angst zu tun. - Szenen meiner Träume.


13. April

Abgang

Der Gesundheitsminister geht. Er kann nicht mehr.

Der Neue wirkt sympathisch. Aber das war der Alte auch.


12. April

Der zerbrochene Krug

In Eurem Kopf liegt Wissenschaft und Irrtum geknetet, innig, wie ein Teig zusammen; - das erinnert an so manches Geschwurbel über die Verbreitung von Corona und wie sie zu verhindern wäre.

Das Landestheater Linz hat eine Netzbühne. Sehr gut. Ich beginne mit Kleists "Der zerbrochene Krug".


11. April

Neue Freieheit

Die Kronenzeitung zum Frühstück. Abgesehen davon, fängt der Tag gut an. Ich verlasse das Krankenhaus. Verglichen mit den Möglichkeiten eines Krankenzimmers, fühlt sich das Leben in einem Haus im Mühlviertel auch während einer Pandemie sehr frei an.


10. April

Ö1 gehört gehört

Am Vormittag ein Hörbild über Peter Ustinov, am Nachmittag ein Hörspiel nach Josef Roths Hotel Savoy. Seltsam, Corona fühlt sich auf der chirurgischen Station weiter weg an als außerhalb des Spitals.

Interessant ist, dass Krankenhauspersonal und Kranke Gesichtsmasken tragen. Das hat doch etwas Verbindendes.


9. April

Das alte Schultor

Bei meiner Ankunft im Krankenhaus ist kein Zimmer frei. Zu viele akute Fälle. Im Mantel warte ich, bis man zur Vorbereitung der Operation nach mir verlangt. Ich vertreibe mir die Zeit, indem ich aus dem Fenster auf das Eingangstor meiner alten Schule schaue.

Bei all den dramatischen Bildern aus den Covid-Intensivstationen, die wir im Kopf haben, bin ich überrascht, wie sich der normale Spitalsbetrieb anfühlt. Wie Schwestern und Pfleger miteinander scherzen und für gute Stimmung im Aufwachraum sorgen.


8. April

Mulmig

Voruntersuchungen samt langen Wartezeiten im Krankenhaus. Mulmiges Gefühl.


7. April

Schnurren

Nach einem Jahr distanzierter Besuche lässt sich die Nachbarskatze heute früh streicheln. Wir schnurren beide sehr zufrieden.

Papas Geburtstag werden wir nachfeiern müssen, denn für ein Treffen mit der ganzen Familie brauchen wir Wetter, dass das Zusammensein im Freien zulässt, ohne dass wir uns den Arsch abfrieren.


6. April

Diese Tage

Diese Tage, an denen nichts richtig Freude macht. An denen ein Spaziergang schon Überwindung kostet und nicht einmal Kochen verlockend ist. Diese Tage, an denen sich depressive Stimmung breit macht.

Werden diese Tage mehr?


5. April

Osterspaziergang

Im Tale grünet Hoffnungs-Glück


4. April

Was sich verändert hat

Vor einem Jahr zu Ostern habe ich hier geschrieben, dass es keinen Germ mehr zu kaufen gibt, um Osterbrioche zu machen. Das ist inzwischen anders. Germ und Klopapier ist keine Mangelware mehr. Aber sonst hat sich nicht allzu viel zum Positiven verändert.


3. April

Aprilwetter

Jetzt sind Mama und Papa geimpft.

Es graupelschauert.

Es riecht nach Brioche, den Bruno gemacht hat. Mein Zugeständnis an die Tradition. Morgen, am Ostersonntag möchte ich einen Osterstriezel zum Frühstück.


2. April

Wenn das Licht angeht

Dieser Moment, wenn der Film startet und der Vorhang aufgeht um der Leinwand das richtige Format zu geben. Dieser Moment, wenn die Türen im Theatersaal geschlossen werden, und die Besucher:innen nach vorne gehen um einen besseren Platz zu ergattern. Dieser Moment, wenn das Licht ausgeht und das gemeinsame Erleben beginnt.

Wollen wir diesen Moment dadurch ersetzen, dass wir uns gegenseitig Kochfotos schicken? Durch Bilder vom letzten Spaziergang?

Was verbindet uns in dieser Zeit mit der Welt?

Es bleiben, wie immer, Bücher.


1. April

Zu Küsschen comitted

Der Hintern schmerzt vom Radfahren. Das ist kein Problem, denn wir machen heute das, was in diesen Tagen für Tausende ein Beschäftigungsprogramm ist: Wir suchen im Wald nach Bärlauch. Aufgelegt, dass sich diese Kombination von Spazierengehen und Kochvorbereitungen in Oberösterreich gerade zum Pandemieklassiker entwickelt.

Gesundheitsminister Anschober heute in der ZiB: „… wir haben uns… comitted…“ - Da will einer nichts mehr erklären. Immerhin eine Abwechslung zu: „…in ein paar Tagen werden wir entscheiden…“ oder „…nächste Woche sehen wir weiter…“.

Außerdem Küsschen-Emojis des Kanzlers, ein korrupter Manager antwortet mit Smileys und einem “Ich liebe meinen Kanzler“ und ein Justiz-Sektionschef bezeichnet unabhängige Ermittlungen in einem Chat als „Putsch“.

So werden Nachrichten auch ohne Corona-Themen zur Qual.


31. März

Auf dem Rad

Die erste Radtour. Am Donauradwanderweg ist kaum was los. In anderen Jahren sind um Ostern herum viele deutsche Touristen unterwegs. Wir fahren zu einem Gasthaus, das Take Away anbietet und bestellen Hamburger und Bier. Wir schmausen mit Blick auf die Donau. Was für ein Vergnügen.


30. März

Entschieden

Schon nächste Woche werde ich operiert. Passt. Ist dann erledigt.


29. März

Schwierige Entscheidung

Ist es gescheit, sich in dieser Zeit einer - grundsätzlich aufschiebbaren - Operation zu unterziehen?


28. März

Osterruhe

Im Osten Österreichs wird es eine Osterrruhe geben. Bei uns nicht. Da warten wir lieber bis die Infektionszahlen noch höher werden. Gescheit ist das nicht.


27. März

Abwägen

Wenn ich es mir in diesen Zeiten aussuchen kann, einen Abend mit Freundin und Freund zu verrbingen oder ohne sie, dann wähle ich den gemeinsamen Abend, auch wenn das ein wenig Umweltterrorismus bedeutet.

Bei den winterlichen Temperaturen, die es heute wieder hat, wäre das Zusammensein auf der Terrasse ohne Heizschwammerl kein Vergnügen. Mit dem energieverschwendenden Wäremespender allerdings werden sehr schöne und unterhaltsame Stunden daraus.


26. März

Der Frühling stinkt

Es ist warm. Den ganzen Tag scheint die Sonne. Auf der Terrasse stinkt es nach dem Adel, den ein Bauer in der Nähe ausgebracht hat.

Wir denken an Lanzarote. Dort schien auch die Sonne. Dort hatten wir auch eine Terrasse. Nur Bauern gab es keine, die den Vulkanboden mit Jauche getränkt hätten.


25. März

Neue Gewohnheiten

Früher sind wir gemeinsam ins Kino oder ins Theater gegangen. In den vergangenen Monaten hat sich die gemeinsame Zeit ins Freie verlagert. Es sind die gemeinsamen Spaziergänge, die die Beziehungen zu meinen Freundinnen aufrecht erhalten. Das hat natürlich auch Einfluss auf die Art der Gespräche. Kein Film oder Theaterstück dient als Diskussionsgrundlage. Manche Gespräche werden dadurch persönlicher, als sie früher waren.


24. März

Tage zählen

Heute vor einem Jahr habe ich diesen Blog begonnen. Das war am Tag 12 des ersten Lockdowns. Irgendwann habe ich damit aufgehört die Tag zu zählen. Vielleicht sollte ich jetzt damit beginnen, in die andere Richtung zu zählen. Wieviele Tage noch bis zur Impfung?


23. März

Die da oben

Der Gesundheitsminister ist eine traurige, der Kanzler eine widerliche Figur. Mein Ärger ist groß. Aber mein Ärger ist auch über einen Bekannten groß, der erzählt, wie „die da oben“ ihn karniefeln und schikanieren, weil er jetzt Maske tragen muss und die Gasthäuser nicht aufsperren dürfen. Da werde ich richtig grantig.


22. März

Erinnerung

Meine Mutter muss zu einer Untersuchung ins Krankenhaus. Ich begleite sie. Im Wartezimmer erkennbar krebskranke Patientinnen. Das ist hart. Eine Chemotherapie zu bekommen, während die Angst durch die Pandemie ohnehin schon über allem liegt.

Die erste Oberösterreich Heute-Sendung aus einem neuem Fernsehstudio. Das alte Studio, in dem ich Aufregung und Lampenfieber, Spaß und Freude an der Arbeit gehabt habe, dieses alte, vertraute Studio gibt es nicht mehr…


21. März

Scheißwetter

Bei solchem Wetter geht man normalerweise ins Kino. Dabei hat gestern der Frühling begonnen. Kein Kino, keine Sonne. Es ist hart.


20. März

Regeln statt Lockdown?

Heute gibt es richtiges Theater in Berlin. Im Berliner Ensemble wird vor Publikum gespielt. Es ist ein Pilotprojekt, das Hoffnung macht. Mit Sicherheitsstandards, Abstand, Maske, Tests wäre vielleicht mehr Leben möglich.

So wie auf dem Parkplatz vor dem Spar in Sankt Martin. Wer hätte es vor einem Jahr für möglich gehalten, dass alle Mühlviertler:innen ihre Masken aufsetzen, sobald sie aus dem Auto steigen.


19. März

Geduldig

Ich muss für Papa ein Medikament besorgen. Vor der Apotheke stehen schon sechs Kunden an. Es ist kein Schild zu sehen, auf dem sie zum Warten im Freien aufgefordert würden. Es hat sich so eingespielt: Wenn zwei Apothekerinnen im Verkauf arbeiten, dann sind nur zwei Kunden im Verkaufsraum. Der Rest wartet draußen. Manches funktioniert. Einfach so.


18. März

Sie bewegt sich doch

Beim Spaziergang mit S. kann ich zum ersten Mal die neue Donaubrücke in Linz genauer betrachten. In den vergangenen Monaten hatten ja viele das Gefühl, dass die Zeit stillzustehen scheint. Die Brücke beweist anderes. Im letzten Jahr gab es Veränderungen. Zumindest die Arbeiten am Ersatz für die alte Eisenbahnbrücke sind vorangekommen.


17. März

Zu viel Information

In der Tageszeitung Der Standard heute 8 Seiten zum Thema Impfen und Testen. Eine Art von „Überinformation“, die wahrscheinlich mehr Menschen verunsichert als informiert.


16. März

Der Unterschied

Sie antworten. Sie antworten inhaltlich. Es ist eine Freude den Wissenschafter:innen zuzuhören, die in diesen Pandemiezeiten interviewt werden. Neben den hunderten Interviews mit Politiker:innen, die keine Antworten geben. In denen eine Phrase auf die andere folgt. Wie angenehm und manchmal sogar anregend sind da diese Menschen, die etwas sagen, wenn sie befragt werden. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sie etwas zu sagen haben.


15. März

Sozialistische Maisfelder

Ein Gespräch mit Herta Müller: Sie erzählt dabei von den „riesigen sozialistischen Maisfeldern“, in denen sie als Kind mit ihrer Mutter arbeitete und erzählt davon, wie sie sich in so einem Feld verloren fühlte und wie sie spürte, dass man in diesen Feldern schnell altere. Ich muss dabei an die Panedemie denken. Wie man sich in ihr verliert, weil alles so groß und unübersichtlich wird.

Und Herta Müller noch am Ende des Gesprächs: „Das Leben ist nichts anderes, als der Abzug der Umstände, in denen man lebt.“


14. März

Kalt

Treffen mit Freunden auf der Terrasse bei Wind und Graupelschauern. Wir steigen von Prosecco und Bier auf heißen Tee um. Eher ungemütlich.


13. März

Gefallen

Ein Paar warme Hausschuhe gekauft. Ich ziehe sie zu Hause an und versuche mit Schwung damit zu gehen. Dabei übersehe ich, dass die Schuhe offenbar bei der Produktion über eine sehr kurze Schnur miteinander verbunden wurden. Diese Schnur habe ich noch nicht durchgeschnitten. Da rächt sich das Tempo des versuchten Schritts. Der Sturz auf den Boden hat etwas von Fliegen.


12. März

Netflix statt Traviata

Das Streaming der Simon Stone-Inzszenierung von La Traviata funktioniert nicht. Sauerei. Satt dessen die Serie „Lupin“ und der Film „I care a lot“ auf Netflix. Beides sehr gut.


11. März

Alltag

Fast wäre ich versucht zu sagen, dass ich viel zu tun habe. Das stimmt so natürlich nicht, aber es ist einiges zu erledigen und das ist eine nette Abwechslung.

Freude über die Wiederaufnahme der Spaziergänge mit den Freundinnen. Heute S. , morgen K. Wie schön.


10. März

Pensionsantrag

Wir testen uns aus der Quarantäne frei. Zur Belohnung gibt es ein neues Handy. Ich bezahle es mit meinem ersten Pensionsgehalt. Das bekomme ich zwar erst in drei Monaten, aber ich habe heute den Antrag dafür ausgefüllt.

Die Eltern nach zwei Monaten endlich wiedergesehen. Sogar eine kleine Umarmung gewagt.


9. März

Der Traum vom Fliegen

Ein Paragleiter startet und landet auf der Wiese vorm Haus. Gut nachvollziehbar, dass in dieser Zeit der beschränkten Freiheit das Gleitsegeln besonderen Reiz hat.


8. März

Frauentag

Und ewig grüßt das Murmeltier. Bin ich froh, dass ich mir zum Frauentag keine Radio-und Fernsehgeschichten mehr einfallen lassen muss. Als Feministin vom Dienst war das mein Ding.

In den 80ern mit viel Kampfgeist und Freude. In den 90ern war es noch ganz gut, es fanden sich immer wieder Themen, das Bewusstsein bei den Kollegen entwickelte sich. In den 00er Jahren wurde es richtig mühsam. Die jungen Kolleginnen planten zum Beispiel als Aktion zum Frauentag, einer Hausfrau-Hörerin beim Hausputz zu helfen.

Und jetzt? - Ich habe das Gefühl, dass ich jeden Bericht zum Thema schon einmal selbst gemacht, gelesen, gehört oder gesehen habe. Alle handeln die offensichtlichen Ungerechtigkeiten, die eben durch die Pandemie noch verstärkt werden, brav ab. Dazu Werbung für verbilligte Kosmetika.


7. März

Quarantäne

Gar nicht ins Freie zu dürfen ist dann doch sehr speziell.


6. März

Daheim

Es ist durchaus schön. Gemütlich. Im Haus ist es wärmer, draußen kälter als auf Lanzarote.


5. März

Wie die Sardinen

Der Heimflug in drei verschiedenen Flugzeugen. Zwei davon ausgebucht. Wir sitzen eng wie in der sprichwörtlichen Sardinenbüchse. Das ist in einer Pandemie höchst unlustig.

Nach 16 Stunden sind wir wieder im Mühlviertel. Bruno schließt ein Fass mit inzwischen gereiftem, selbstgebrautem Bier an den Zapfhahn an. Single Hop Madeness. Citrahopfen. Alles ist gut.


4. März, Lanzarote

Der letzte Tag

Nachtrag zu gestern: Die hiesigen Internet-News berichten, dass die Seenotrettung 34 Menschen gerettet hat. Nach einem weiteren Flüchtlingsboot soll vergeblich gesucht worden sein. Mehr werden wir wohl nicht mehr erfahren.

Wir kümmern uns um den Antigen-Test, den wir für die Heimreise brauchen. Und dann die üblichen letzten Male: Noch einmal im bewegten Atlantik schwimmen, noch einmal Tapas in einem unserer Lieblingslokale essen, ein Glas Sangria für mich, ein Glas Malvasia für Bruno und dann zum letzten Mal unseren Lieblingsweg zurückgehen.


3. März, Lanzarote

Das rote Schiff

Vor unserem Ferienort liegt ein kleines rotes Schiff. Wir bekommen davon nichts mit, weil wir eine wunderschöne Wanderung unternehmen. Die letzte für dieses Mal auf Lanzarote.

Das rote Schiff dürfte ein Rettungsschiff sein. Es schleppt ein kleineres Boot. Wir bekommen davon nichts mit, weil wir gerade hervorragende Paella essen und wunderbaren Malvasia trinken.

Das Seil zwischen dem roten Schiff und dem kleineren Boot dürfte gerissen sein. Jedenfalls ist das kleinere Boot plötzlich weg. Wir bekommen davon nichts mit, weil wir durch die herrliche Vulkanlandschaft zurück zu unserem Ferienort fahren.

Das rote Schiff liegt immer noch in Sichweite zu unserem Ferienhaus. Jetzt sehen wir es. Wir gehen hinunter zum Meer und schwimmen eine Runde. Eine Zeit lang ist das rote Schiff noch in Sichtweite.

Es ist nicht auszuschließen, dass das rote Schiff nach Menschen auf der Flucht gesucht hat. Vielleicht hat es versucht, Menschen zu vor dem Ertrinken zu retten, während wir das kalte Wasser im Atlantik genossen haben.


2. März, Lanzarote

Melancholisch

Es liegt eine gewisse Melancholie über diesen letzten Tagen vor der Heimreise.


1. März, Lanzarote

Nur mehr Alarmstufe rot

Auch in den letzten zwei Monaten war Corona immer präsent. Aber es gab doch diese Stunden in der Natur, beim Wandern und beim Schwimmen, die so intensiv waren, dass die Pandemie nicht im Vordergrund stand. Wie wird das in den nächsten Wochen werden? Jetzt, wo die Infektionszahlen in Österreich wieder stark steigen und die Regierung trotzdem Öffnungen plant.

Auf Lanzarote sinkt die Zahl der Covid-Kranken wieder und ab morgen gibt es Lockerungen. Von Alarmstufe vier geht es herunter auf drei.


28. Februar, Lanzarote

Das geheime Schweinestück

Ibérico Secreto gegessen. Fleisch vom Iberischen Schwein ist außergewöhnlich. Weil diese Schweine frei leben und Eicheln fressen, ergibt sich ein nussiger Geschmack. Das geheime Filet dieser Schweine, das Ibérico Secreto, ein Muskelstück zwischen Rücken und Rückenspeck ist besonders zart und saftig. Was wir hier so alles lernen.


27. Februar, Lanzarote

Fauler Tag

Ein wenig gekocht, sonst nur gelesen und einmal kurz ins Wasser gesprungen.


26. Februar, Lanzarote

Schöne Aussichten

Das Haus für zwei Monate im nächsten Jahr gebucht. Wir sind schon sehr mutig. Oder wenigstens optimistisch.


25. Februar, Lanzarote

Nahes Ende

Heute in einer Woche packen wir. Schade.

Keine Lust auf Österreich. Da wird über die Öffnung der Gastronomie geredet, aber eine Öffnung der Theater steht nicht zur Diskussion. Zum Speiben.


24. Februar, Lanzarote

Impfchaos

Sehr zornig über die bescheuerte Impfpolitik in Österreich. Immerhin hat jetzt wenigstens mein Vater einen Termin bekommen.


23. Februar, Lanzarote

Arbeitslosigkeit

Auch wenn nur wenige Touristen auf Lanzarote sind, an den Surfstränden ist enorm viel los und alle Lokale sind geöffnet. Das liegt daran, dass zur Zeit so viele Spanier arbeitslos sind. Auch auf den Bergen und Radstrecken sieht man verhältnismäßig viele Gruppen von jungen Spaniern.


22. Februar, Lanzarote

Thailändisch essen

Nicht weit von uns lebt ein Schwede mit seiner thailändischen Frau in einem Wohnmobil mit norwegischem Kennzeichen. Die beiden haben sich ein kleines Grundstück im Ort gekauft und wollen diese Woche mit dem Bau eines Häuschens beginnen. Bis es fertig ist, leben sie weiter im Camper.

Jum kocht im Wohnmobil Pad Thai, Ga Pao, Curry und andere thailändische Gerichte und hat so einen Lieferservice aufgezogen. Sollen wir?


21. Februar, Lanzarote

Übersiedlung

Wir sind in ein anderes Haus gezogen. Jetzt sehen wir zwar kaum mehr aufs Meer, aber dafür haben wir einen hübschen Vorgarten. Das ist eine nette Abwechslung. So als ob ein nächster Urlaub beginnt.

Die Infektionszahlen auf Lanzarote sind zwar nicht mehr so drastisch hoch, aber es gibt Probleme, weil die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen deutlich zu hoch ist. Deshalb bleibt die Insel weiter in der höchsten Alarmstufe.


20. Februar, Lanzarote

Risikogebiet

Die Kanaren sind kein Hochrisikogebiet mehr. Sie gelten ab heute als normales Risikogebiet. Was das genau für unsere Heimreise bedeutet, müssen wir erst herausfinden.


19. Februar, Lanzarote

Fit

Diese Woche sind wir tatsächlich jeden Tag mindestens zwei Stunden gegangen. Sehr brav.


18. Februar, Lanzarote

Risiko Reisen

Tragen Reisende zu einer Erhöhung der COVID-Infektionszahlen weltweit bei? Ja, das ist so. Sind wir also ein Risiko für andere, weil wir jetzt reisen? Damit muss sich beschäftigen, wer nicht zu Hause bleibt.

Die Antwort beginnt damit, dass "reisen" ein großes Wort ist für das, was wir gerade tun. Wir sind von einem Ort zum anderen geflogen und da geblieben. In einem Haus, das nur wir beide bewohnen. Alle Kontakte, die wir haben, sind kurz und spielen sich im Freien und auf Distanz ab.

Lokale besuchen wir aussschließlich im Freien. Einkaufen würden wir auch daheim und setzen dabei dort wie da immer eine FFP2-Maske auf. Wir haben vor unserem Flug einen PCR-Test gemacht und werden wieder testen, bevor wir nach Hause fliegen.

Trotzdem bleibt ein Restrisiko. Wir halten es für überschaubar, aber es ist da.


17. Februar, Lanzarote

Klangteppich

Das Klirren von Geschirr und Besteck, die mehr oder wenigen lauten Unterhaltungen an den Nebentischen, das Aufnehmen von Bestellungen, das Kläffen eines Hundes unterm Tisch, wenn ein anderer Köter in die Nähe kommt. Der Klangteppich in einem Lokal oder auf der Terrasse eines Restaurants vermittelt eine eigene Form von Wohlbefinden. Auch wenn hier wegen der Alarmstufe 4 nur im Freien serviert wird, genießen wir den Luxus essen zu gehen, sehr.

Sogar die Musik aus dem Lautsprecher, die ich normalerweise hasse, ist in diesen Zeiten akzeptabel.


16. Februar, Lanzarote

Faschingdienstag

Ich brauche Calcium aus der Apotheke. Ein Zettel an der Tür weist darauf hin, dass wegen festivo geschlossen ist. Am Rosenmontag und Faschingsdienstag hat auf den Kanarischen Inseln alles zu. Auch wenn es dieses Jahr keine Umzüge gibt, - gearbeitet wird jedenfalls nicht. Die Lanzarotiner surfen oder picknicken am Meer.

Eine Gruppe von Motorradfahrern fährt kostümiert, sonst beschränken sich die Maskierungen auf die zur Zeit üblichen. Wir verkleiden uns als Adam und Eva, womit wir in unserem FKK-Dorf nicht weiter auffallen.


15. Februar, Lanzarote

Saharastaub

Sand in den Augen und es kratzt im Hals. Das Leihauto hat eine gelbe Farbe. Calima-Wetterlage auf Lanzarote. Ostwind weht Sand aus der Sahara zu uns.


14. Februar, Lanzarote

Valentinstag

Heute wäre unser Rückflug gewesen. Nach dem ursprünglichen Plan sollten wir am frühen Abend in München landen. Ist aber sehr o.k. so wie es ist.


13. Februar, Lanzarote

Traurig

Leo ist tot. Hannes Leopoldseder ist an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben.


12. Februar, Lanzarote

Bürotag

Flüge buchen im Netz ist nicht schwer. Schwer ist es, sein Geld zurückzubekommen, wenn ein Flug abgesagt wird. Da in den letzten Wochen schon drei Flüge, die wir gebucht hatten, gestrichen wurden, werden wir die nächsten Wochen wohl beschäftigt sein.

Im Moment kommen noch allerhand Probleme beim Buchen selbst dazu, weil oft zwei oder mehr Fluglinien an einem Flug beteiligt sind. Koordiniert wird das offenbar suboptimal. Daher gab es heute einen Bürotag. Wäre ich nicht mit einem IT-Manager verheiratet, hätte ich wohl aufgegeben. Aber wenn es wahr ist, haben wir jetzt Sitzplätze - zumindest für zwei der drei Flüge, die vor uns liegen.


11. Februar, Lanzarote

Flug abgesagt, Alarmstufe 4 verlängert

Spät am Abend informiert uns Condor, dass unser Rückflug gestrichen wurde. Wir versuchen es wieder bei TUI und buchen einen Flug mit Umweg über Teneriffa und Madrid.

Sonst bleibt alles wie, es ist. Die Infektionszahlen gehen nur sehr langsam runter. Außerdem beginnt gerade der Karneval. Man befürchtet, dass es privat viele Feiern geben wird.


10. Februar, Lanzarote

Corona-Vulkan

Wir steigen auf den zweithöchsten Vulkan Lanzarotes. Er heißt Montaña Corona. Wie passend.


9. Februar, Lanzarote

Greißlerei

Auf der Fahrt zu einer Wanderung in einem kleinen Ort anhalten und den Dorfladen besuchen. Das ist eine dieser kleinen Freuden, die wir zu Zeit vermissen. Weil wir das Risiko einer Ansteckung minimieren wollen, wird nur selten und sehr gezielt eingekauft.


8. Februar, Lanzarote

Zum Genieren

Der Kanzler ist untergetaucht, der Gesundheitsminister schwafelt und der Tiroler Landeshauptmann zeigt, dass er der Stärkere ist. Zum Speiben. Wenn wir Pech haben, bringt uns diese Kombination in den nächsten Wochen in Teufels Küche.


7. Februar, Lanzarote

Zugvögel

Schwalben sehen es genauso wie wir: Winter ist blöd.

Dass die ersten von ihnen ihre Winterquartiere in Afrika verlassen haben und jetzt auf Lanzarote auftauchen, lässt auf Frühlingstemperaturen in Mitteleuropa hoffen.


6. Februar, Lanzarote

Bestseller

Früher waren es Konsalik und Simmel. Heute stehen in den Buchregalen von Ferienhäusern Bücher von Charlotte Link, Elizabeth George und immer ist auch ein Exemplar von „Der Medicus“ von Noah Gordon dabei.

Dieses mal entdecke ich immerhin auch „Im Schatten des Windes“ von Carlos Ruis Zafon und bei den englischen Ausgaben darf natürlich ein Krimi von Patricia Cornwell nicht fehlen.

Man stelle sich vor, ich hätte keinen E-Book-Reader dabei. Da wir ja einen Monat länger als geplant bleiben (müssen), wäre das übel geworden.


5. Februar, Lanzarote

Schiebungen

Abschiebungen von jungen Mädchen mit Polizei und Hundestaffeln. Aufschiebungen von Entscheidungen trotz Verbreitung der B.1.351-Mutante in Tirol. Verschiebungen von Impfterminen. Alles recht unerfreulich in Österreich.


4. Februar, Lanzarote

Sturmwarnung

Aemet, der staatlich meteorologische Dienst für Spanien berichtet ausführlich von einer Sturmfront auf den Kanaren, die sogar Schnee bringen wird. Am Ende des langen Berichts steht folgender Satz:

"Das Aemet aktivierte Warnungen der Alarmstufe gelb wegen Regen, Wind und Sturmböen für alle Kanarischen Inseln außer Lanzarote. Ungemütlich kann es jedoch auch dort werden".

Es ist tatsächlich ein bisschen ungemütlich geworden, aber das ist mit ein paar Pulloverschichten und einer Wärmflasche gut zu lösen.


3. Februar, Lanzarote

Schlechtes Gewissen

Nach einer sensationell schönen Wanderung sitzen wir im Restaurant auf der Terrasse unterm Sonnenschirm. Hervorragendes Essen, gutes Bier. Bruno sagt, er hat fast ein schlechtes Gewissen, weil es uns hier so gut geht.

Am Nachmittag ein Telefonat mit S. Sie meint, dass wir uns nicht mies fühlen müssen. Es ginge niemandem besser, wenn wir es hier nicht so gut hätten.


2. Februar, Lanzarote

Kochkünste

Selbst gekocht. Es liegt vermutlich nicht am Fisch, sondern an unseren Kochkünsten, dass die Meerbrasse zwar in Ordnung, aber nicht besonders aufregend ist. Fischgerichte überlassen wir vielleicht doch lieber den hiesigen Köchen.


1. Februar, Lanzarote

Deckel

Tapas gestern: Garnelen in Knoblauchöl, Schafkäse mit Birnen und Zwiebel, Fleischbällchen, kleine Paprika in Öl und Salz

Tapas heute: Thunfischlasagne, Szegedinergulasch, gebeizte Hühnerflügel, Rote Rüben-Henderl-Salat, Tintenfischsalat.

So unterschiedlich können Tapas, auf Deutsch Deckel sein. Wir lieben diese Appetithäppchen.


31. Jänner, Lanzarote

Radfahren mit Maske

Die Spanier halten sich auf sehr unterschiedliche Weise an die Maskenpflicht. Während, so wie im Mühlviertel auch, Masken als Kinnwärmer recht beliebt sind, nehmen es andere wiederum sehr genau.

Von Rechts wegen müssen auf den Kanaren Masken im öffentlichen Raum immer getragen werden. Also auch im Freien. Betritt man die Terrasse eines Lokals, müssen die Masken solange oben bleiben, bis die Getränke auf dem Tisch stehen. Deutsche, die hier leben, nehmen die Masken ab, sobald sie am Tisch sitzen. Spanier behalten sie meist auf. Manche nehmen sie sogar für jeden Schluck extra ab und setzten sie dann wieder auf.

Immer wieder sehen wir auch Autofahrer, die mit Mundschutz fahren, was vielleicht doch eher sinnfrei ist. Warum manche Radfahrer mit Maske strampeln, erschließt sich uns auch nicht.

Am Meer darf die Maske beim Liegen in der Sonne und beim Schwimmen runter. Sonst muss sie oben bleiben. Das wird tatsächlich kontrolliert. Gerade heute waren wieder zwei Polizisten da und haben die FKKler genau beobachtet. Schon alles sehr seltsam.


30. Jänner, Lanzarote

Was wir verpassen

Immer wieder sagen uns Freundinnen und Freunde, dass wir in Österreich gerade nix versäumen Das glauben wir glatt.

Voriges Jahr um diese Zeit war das ganz anders. Da waren wir im Februar nach unserem Aufenthalt auf Lanzarote voll Vorfreude darauf, daheim wieder ins Theater zu können.


29. Jänner, Lanzarote

Im Atlantik

Ein wenig weiter als sonst hinausschwimmen. Die sprichwörtliche Kraft des Atlantik fühlen. Die Kälte, die eher etwas Erfrischendes, als Beklemmendes hat, nicht nur auf der Haut, sondern im ganzen Körper spüren.


28. Jänner, Lanzarote

Eigene Kamele

Eine Freundin, die in Jordanien lebt, hat sich zwei Kamele gekauft. Eines für sich, das andere für den Beduinen, der sie auf ihren Ausritten in die Wüste begleitet. Ich bin sehr beeindruckt.


27. Jänner, Lanzarote

Kanarische Trüffel

Da wir noch einen Monat lang auf Lanzarote bleiben wollen, werden wir in den nächsten Wochen wohl auch vermehrt selbst kochen. Aber definitiv werden wir weiter Freude an Tapas, Fisch und Meeresfrüchten haben, die die Spanier in den Restaurants servieren.

Heute haben uns Freunde von den papas crias erzählt, den Kanarischen Trüffeln. Nach Regen sollen die gut wachsen. Wir sind gespannt. Aber heute wurden wir mit Kanarischer Fischsuppe verwöhnt und weil es der Koch besonders gut meinte, essen wir auch noch morgen davon.


26. Jänner, Lanzarote

Gebucht

Endlich. Nach etlichen Telefonaten und Mails haben wir einen Rückflug ergattert. Für 5. März.

Genau genommen sind wir nicht unglücklich darüber, dass wir noch über einen Monat hier verbringen dürfen.


25. Jänner, Lanzarote

Unentschieden

Nach sieben Tage haben wir endlich jemanden bei TUI erreicht. Was aber nicht heißt, dass wir schon etwas regeln konnten. Aber immerhin haben wir wieder einmal eine neue Telefonnummer bekommen. Zum ersten Mal keine kostenpflichtige Nummer.

Jetzt müssen wir entscheiden, wann wir zurückfliegen wollen. Nach einem Essen mit Tapas und Thunfisch und Blick auf die hiesige Vulkanlandschaft, einer schönen Wanderung und anschließendem Schwimmen im Atlantik ist das gar nicht so leicht.


24. Jänner, Lanzarote

Sonntagsbeschäftigung

In der Sonne sitzen, Tapas essen, Bier und Sangria trinken und die Gäste an den Nebentischen beobachten und ihren Gesprächen zuhören. Es sind vor allem Deutsche und Engländer, die hier zumindest einen Teil des Jahres verbringen. Oft sehr skurrile Typen.


23. Jänner, Lanzarote

Ereignisarme Tage

Wenn ein iPhone mit der Oberfläche auf spitze Vulkansteine fällt, dann passiert genau das, was man sich erwartet.

Wenn man eine FFP2-Maske abnimmt und dabei am Bügel der Brille hängenbleibt, dann kann es passieren, dass der Bügel bricht.

Abgesehen davon sind die Tage hier nicht besonders ereignisreich.


22. Jänner, Lanzarote

Alarmstufe 4

Dieses Mal kommt es überraschend. Ab morgen haben wir Alarmstufe 4, die braune Ampel. Das bedeutet weitere Verschärfungen. Noch dürfen wir wandern und schwimmen. Noch haben die Restaurants geöffnet, wenn auch nur mehr einige Stunden am Tag und nur für zwei Personen pro Tisch.

Erschreckend sind die Fallzahlen, die heute bei 948 aktiv Erkrankten bei 150.000 Einwohnern liegen.


21. Jänner, Lanzarote

Nichts besonderes

Biden ist angelobt. Es ist warm und schön. Das Meer ist ruhig. Ein guter Tag.


20. Jänner, Lanzarote

Shit

Für heute haben wir Kanarische Fischsuppe bestellt, die der Koch in einem unserer Lieblingsrestaurants extra für uns zubereitet. Die Nacht auf heute habe ich allerdings hauptsächlich auf dem Klo verbracht. Blöder Zeitpunkt für einen Darminfekt. Der Wirt meint, dass der Fisch auch noch einen Tag länger hält. Mal sehen, wie lange der Infekt halten wird.


19. Jänner, Lanzarote

Verlängerung

Wir erfahren, dass Tui unseren Rückflug gestrichen hat. Sollen wir zusehen, dass wir nach Hause kommen, bevor es auf Lanzarote verboten wird, das Haus zu verlassen, wie es im März schon einmal war? Oder sollen wir bleiben und die Sonne länger genießen?


18. Jänner, Lanzarote

Schöne Tage

Diese Tage, die einfach nur schön sind. Die gibt es. Auch in diesen Zeiten.


17. Jänner, Lanzarote

Ungewissheit

Nicht alle, die von den Kanaren zurück nach Deutschland wollen, können das auch. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Etliche hängen auf verschiedenen Inseln fest, weil viele Flüge eingestellt wurden. Wie lange das so sein wird und ob das auch uns trifft, ist nicht klar.

Wir sind froh über unsere Unabhängigkeit. Wer in diesen Zeiten verreist, muss mit so etwas rechnen.


16. Jänner, Lanzarote

Zorn

So weit weg könnte ich gar nicht sein, dass ich nicht enorm zornig darauf werde, wie man in Oberösterreich mit impfwilligen Achtzigjährigen umgeht. Tausende waren erfolglos viele Stunden damit beschäftigt, Eltern oder Großeltern zur Corona-Impfung anzumelden.

Eine Telefonnummer ohne funktionierende Warteschleife für zehntausende Anrufer, ein Online-Formular, das dermaßen schlecht ist, dass sich kaum jemand auskennt. Und dann sind alle Impftermine weg. Pech gehabt.


15. Jänner, Lanzarote

Alarmstufe 3

Caspar, Melchior und Balthasar bringen die Geschenke in der Nacht auf den 6. Jänner. Der Dia de los Reyes ist einer der wichtigsten Feiertage auf den Kanaren. Zwar fanden, so weit wir wissen, dieses Jahr keine Umzüge der „Heiligen drei Könige“ statt, aber in den Familien wurde offenbar richtig gefeiert. Das lassen die aktuellen Fallzahlen vermuten.

Deshalb herrscht seit heute Alarmstufe Rot. Das bedeutet unter anderem, dass die nächtliche Ausgangssperre erweitert wird und dass Bewirtung in Restaurants nur auf Außenterrassen erlaubt ist. Das ergibt zwar für uns keine unangenehmen Einschränkungen, aber ein gewisses Unbehagen ist da.


14. Jänner, Lanzarote

Traumurlaub?

Auf den Straßen ist nichts los, in den Restaurants haben wir die volle Aufmerksamkeit der Kellnerinnen und Kellner, die Liegeplätze am Meer sind leer, auf den Wanderungen begegnen wir kaum jemandem.

Wir können hier eine gute Zeit verbringen. Angesichts überfüllter Krankenhäuser verbringt hier wohl trotzdem niemand einen Traumurlaub.


13. Jänner, Lanzarote

Fast nackig

In Spanien ist das Tragen von Masken auch im Freien verpflichtend. Die Spanier nehmen das ernst und selten sieht man in bewohntem Gebiet Menschen ohne Mund-und Nasenschutz.

In unserem Ort handhaben die Bewohner das lockerer. Nur ab und zu geht einer mit Maske die paar Schritte zum Meer hinunter. Das allerdings schaut dann meist seltsam aus. Unser Haus liegt nämlich in einem FKK-Dorf, das heißt die Maske ist das einzige Kleidungsstück, das getragen wird.


12. Jänner, Lanzarote

Alarmstufe Zwei

Je nach Quelle sind 70 bis 90 Prozent weniger Touristen auf den Kanaren, als in den Jahren davor. Viele Häuser und Apartments stehen leer, etliche Hotels haben zu, in den Restaurants ist viel Platz.

Zur Zeit gilt auf Lanzarote Alarmstufe 2. Stufe 3 könnte am Donnerstag kommen, wenn die Fallzahlen, wie zuletzt, weiter steigen. Noch haben die meisten Lokale geöffnet. Die Regeln werden ernst genommen, kaum jemand ist ohne Maske zu sehen, einkaufen ist stressfrei, weil die Abstände eingehalten werden.

Außerdem sorgt starker Wind für ein Gefühl der Sicherheit. Dass es damit auf den Terrassen der Lokale oft recht kalt ist, sind wir ja inzwischen gewöhnt. Und im Vergleich zu Österreich ist es ohnehin bacherlwarm.


11. Jänner, Lanzarote

Außerhalb der Blase

Zum ersten Mal seit Monaten führen wir Gespräche mit Menschen außerhalb unseres Freundeskreises. Die ersten fünf, denen wir im Laufe von zwei Tagen begegnen, stellen uns gleich auf eine harte Probe. Impfgegner, oder „Skeptiker“, wie sie sich selbst nennen. Diskussionen mit ihnen sind ebenso anstrengend wie sinnlos.

Während eines Lockdowns ist die Blase, in der vermutlich sowieso alle mehr oder weniger leben, noch dichter als sonst. Wer jetzt nicht durch den Beruf mit anderen intensiver zu tun hat, hat nur mehr mit wenigen engeren Kontakt. Und diese wenigen suche ich mir natürlich so aus, dass es eine gemeinsame Basis gibt.


10. Jänner, Lanzarote

In der Tapas-Bar

In ein Lokal gehen, etwas zu essen und zu trinken bestellen. So als ob das ganz normal wäre. Natürlich im Freien. Bei aller Liebe, die ich inzwischen zum Kochen entwickelt habe, haben wir das doch sehr vermisst.


9. Jänner, Lanzarote

Weg von Corona

Ein Spaziergang der Küste entlang. Das fühlt sich an, als wäre Corona ganz weit weg.


8. Jänner, Lanzarote

Angekommen

Irgendwie haben wir es geschafft, die Koffer zu Hause so zu wiegen, dass wir beim Check-in 16 (!) Kilo Übergepäck haben. Bei einer Billigfluglinie ist das nichts, was eben mal durchgeht. Wir retten uns durch ein Upgrade auf Business. Mit 158 Euro sind wir dabei. Dafür gibt es auf einem normalerweise spartanischen Flug das volle Verwöhnprogramm. Eier, Speck und Würste zum Frühstück.

Seltsamerweise ist die Business Class ziemlich voll, während das Flugzeug sonst nur zu einem Drittel besetzt ist. Wir übersiedeln mit Freude in die Holzklasse, wo wir drei Reihen für uns alleine und den Business-Service einer unglaublich netten Stewardess haben. Die Masken-Disziplin ist halbwegs in Ordnung.

Am Flughafen auf Lanzarote ist kaum was los, die Corona-Einreiseformulare werden genau kontrolliert. Dann haben wir es tatsächlich geschafft.


7. Jänner

Reisebginn

Am Vormittag zum PCR-Test - der ist negativ, am Nachmittag mit dem PKW nach München. Die Geschichte, die wir zur Einreise nach Deutschland präsentieren wollten, bringen wir nicht an. Die Bundespolizisten, die ein paar Kilometer nach der Grenze zur Kontrolle abgestellt sind, winken uns durch.

Das Hotel in Flughafennähe ist perfekt, die Hygienevorschriften werden penibel eingehalten. Jetzt kann eigentlich nicht mehr sehr viel schiefgehen.


6. Jänner

Scheiße im Keller und eine verschwundene Flugbuchung

Aus einem verstopften Abflussrohr im Haus rinnt die Kloake auf den Kellerboden. Bruno sammelt die Scheiße auf und verteilt sie auf dem schön weißen Neuschnee im Garten. Toller Tag.

Danach wollen wir Sitzplätze für den Flug nach Lanzarote reservieren. Leider können wir uns nicht einloggen. Nach langem Warten in der Warteschleife einer kostenpflichtigen Telefonnummer erfahren wir, dass es keine Buchung auf unsere Namen gibt. Nach erneutem langen Warten in einer kostenpflichtigen Telefonnummer erfahren wir, dass man hier nicht zuständig ist. Nach erneutem langen Warten in einer kostenpflichtigen Telefonnummer erfahren wir, dass die Sache wirklich seltsam ist, aber die freundliche Frau am Telefon ratlos und nicht zuständig.

Beim vierten Telefonat dauert es 47 Minuten an einer neuen Telefonnummer, bis ein kompetenter Mitarbeiter von Tui feststellt, dass wir ja eigentlich eh gebucht sind. Es sollte beim Einchecken alles klappen. Zumindest theoretisch.


5. Jänner 2021

Impflogistik

Ein letzter Saunagang vor der Abreise. Reisevorbereitungen und großer Ärger über die Impfstrategie der Regierung. Tausende Impfdosen lagern so vor sich hin, weil sie angeblich niemand haben will. Eine unerfahrene Sektionschefin im Gesundheitsministerium liefert ein sagenhaftes Interview, in dem sie das alles verteidigen muss (?). Nach dem Gespräch mit dem Covid-Sonderbeauftragten im Gesundheitsministerium das zweite Interview, das einfach nur zum Genieren ist.


4. Jänner 2021

Koffer packen

Lockdown noch zwanzig Tage lang, das Freitesten ist abgesagt. Wirklich unangenehm sind zur Zeit Arztbesuche. Im sehr kleinen Wartezimmer sitzen sechs Patienten. Der Arzt nimmt im Gespräch die Maske herunter. Hoffentlich macht das im Flugzeug nach Lanzarote niemand. Noch zwei Tage bis zum Flug.


3. Jänner 2021

Ein Tagebuch im Netz

Arthur Schnitzler hat seine Tagebücher im Banksafe aufbewahrt.
Ich stelle meine ins Netz.
Erkenne den Unterschied.


2. Jänner 2021

Zeitgemäße Träume

Corona schleicht sich in die Träume. Seit einigen Wochen werden die Träume mehr, in denen ich Menschen dazu auffordere Abstand zu halten oder jemand am Tisch sitzt, von dem man weiß, dass er „DIE KRANKHEIT“ hat. Diese Träume sind nicht wirklich angstbesetzt, eher unangenehm. Eine unbestimmte Sorge liegt über dem Geschehen.


1. Jänner 2021

Ein neues Jahr

Der Brexit ist da. Was sonst noch kommen wird, werden wir erleben.


31. Dezember, Tag 59

Zerbrochen

Der Silvesterabend. Ein Glas mit getrockneten Tomaten, eingelegt in reichlich Öl. Aus einem Meter Höhe auf den Boden fallend ergibt das eine nette Explosion. Hunderte kleine Glassplitter sind im Raum verteilt. Darüber eine Lache aus bestem Olivenöl. Dazwischen die dunkelroten Flecke der Paradeiser. Vielleicht ist so ein Ende nach diesem seltsamen Jahr nur folgerichtig.


30. Dezember, Tag 58

Solidarität

Vor neun Monaten wurden auf Balkonen geklatscht und gesungen. Laut und intensiv in Italien und ein wenig schaumgebremst, aber doch in Österreich. Zeichen der Solidarität mit denen, die in Krankenhäusern den Kampf gegen Corona aufnehmen mussten. Vielleicht wäre vor allem dem überlasteten Pflegepersonal Geld lieber gewesen. Aber es war doch etwas, das ein Gefühl von Gemeinsamkeit erzeugte. Jetzt klatscht niemand mehr.

Eine Umfrage zeigt, dass Im April 64 Prozent der Befragten fanden, dass solidarische Stimmung in Österreich herrsche. Jetzt sind das nur mehr 20 Prozent. Glaubwürdige Zahlen. In diesem Lockdown hängen keine Zettel mehr im Lift, auf denen Nachbarn anbieten für Ältere einzukaufen. Es ist spürbar, dass mit dem zur Zeit oft verwendeten Wort „Eigenverantwortung“ maximal die Verantwortung für das eigene Wohlbefinden gemeint ist und nicht für die Gesundheit des anderen.

Eigentlich finde ich es recht schön, auf Balkonen zu klatschen und zu singen.


29. Dezember, Tag 57

Klopapier und so

Einkaufen im Drogeriemarkt, weil ein Leben ohne Zahnbürste halt auch nix ist. Blöderweise ist der Platz zwischen den Regalen sehr eng, und ich bin wohl nicht die einzige, die sich die Zähne putzt. Einkaufen ist unter diesen Umständen ziemlich stressig. Unter welchem Stress die Mitarbeiterinnen im DM seit Monaten stehen, mag ich mir gar nicht vorstellen. Ach ja - Klopapier habe ich auch gekauft.


28. Dezember, Tag 56

Weg von der PR

Der ganz harte Lockdown hat begonnen. Was in Österreich bedeutet, dass Schifahrer in Schlangen an den Liften anstehen.

Die Impfaktion gegen das Coronavirus hat begonnen. Was in Österreich bedeutet, dass Kanzler, Vizekanzler und Landeshauptleute sich mit den als erste Geimpften fotografieren lassen, und der ORF eine Sondersendung zu PR-Zwecken für Politiker einschiebt.

Es ist ein gute Gedanke, von all dem weiter weg zu sein. Wir buchen ein Hotel in München für die Nacht vor dem Flug nach Lanzarote.


27. Dezember, Tag 55

Viel Zeit

„Die Zeit vergeht, aber nicht richtig.“ sagt Edith Clever in der Rolle der Lotte am Beginn von „Groß und klein“ von Botho Strauß. Im Folgenden zeigt sich das dann auch in der Inszenierung von Peter Stein, die sich über mehr als vier Stunden streckt. Wann, wenn nicht jetzt, wäre Zeit für dieses Stück. Faszinierend und anstrengend.

Überhaupt: Die Möglichkeit zum Streamen von Theaterstücken und Filmen gehört zum Besten in dieser Zeit.


26. Dezember, Tag 54

Irritierende Nähe

Immer wieder gibt es Momente, in denen ich irritiert bin, wenn Menschen in einem Fernsehfilm einander berühren oder sehr nahe kommen. Dann dauert es einen Augenblick bis ins Bewusstsein dringt, dass sie das ohne Gefahr tun können. Sie müssen nicht zur Sicherheit Distanz halten. Dort gibt es ein Leben ohne Corona.

Umgekehrt scheue ich mich manchmal Bruno zu berühren, wenn ich vom Einkaufen zurückkomme. Bin dann auf Distanz und Vorsicht gepolt und es kann sein, dass ich zurückzucke, wenn er mich umarmen will.


25. Dezember, Tag 53

Das ganze Volk

In der Zeitschrift Spiegel lese ich, dass das Wort Pandemie aus dem Griechischen stammt und „das ganze Volk“ bedeutet. Das Wissen darum, dass alle unter den verschiedenen Auswirkungen dieses Virus leiden, - unter der Krankheit selbst, den sozialen Folgen, den finanziellen Einbußen, den dadurch hervorgerufenen Depressionen, - dass eben das ganze Volk betroffen ist, macht unser Leben als Teil eines Ganzen mehr spürbar als sonst.


24. Dezember, Tag 52

In der Kälte

Mit der Familie Weihnachten feiern. Natürlich draußen. Mit kalten Füßen.

Mit Freunden oder Familie stundenlang im Freien in der Kälte zu sitzen, wäre vor einem Jahr noch undenkbar gewesen. In diesem Winter gewöhnen wir uns daran. Lernen, wie wir uns anziehen können, um halbwegs warm zu bleiben, sind froh, dass wir diese Art von Zusammensein haben.


23. Dezember, Tag 51

Schlangestehen

Anstehen vor der Buchhandlung, vor dem Bäcker, vor der Apotheke. Das hat natürlich nichts mit einem Mangel an Waren zu tun, sondern nur damit, dass im Geschäft zu wenig Platz für alle ist, um Abstand zu halten. Besonders in den Tagen vor Weihnachten ist das Schlangestehen ganz normal geworden.


22. Dezember, Tag 50

Abwechslung

Bei der Friseurin. Was für ein Abenteuer.


21. Dezember, Tag 49

Winteranfang

Der kürzeste Tag des Jahres. Er kommt mir trotzdem lang vor.


20. Dezember, Tag 48

Tage zählen

Als ich beim ersten Lockdown im März damit begann, die Tage zu zählen, war nicht abzusehen, dass es im November einen zweiten Lockdown geben würde. Im Frühling habe ich bei Tag 51 aufgehört zu schreiben. Dieses Mal bin ich also bei Tag 48. Diese Zählung ist sehr willkürlich und ich hätte genauso gut vom März weg bis jetzt durchzählen können.

Aber nun habe ich es nun einmal so gemacht und werde das auch weiter so tun. Also Tag 48. Wir sind kurz vor dem dritten Lockdown und die Stimmung ist dementsprechend. In Großbritannien gibt es eine neue Variante des Coronavirus, was die Laune nicht hebt. Andererseits wird bald mit der Impfung begonnen werden, was dann doch Hoffnung gibt.


19. Dezember, Tag 47

Nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown

Vierzig Kilometer gefahren, um aus dem Nebel zu kommen. Als wir endlich in der Sonne sind und uns auf die Terrasse setzen, ziehen nach vierzig Sekunden Wolken auf und es wird saukalt und grauslich.

Dafür ist die österreichische Regierung wieder originell. Nach sanften und hartem Lockdown, ist jetzt ein ganz harter Lockdown geplant. Bis dahin gehen alle fröhlich shoppen. Weihnachten dürfen sich xx Erwachsene und yy Kinder aus xy Haushalten treffen, Silvester zx Erwachsene aus vy Haushalten - oder jetzt doch nicht. Dafür dürfen wir ab Weihnachten wieder auf die Piste. Danach sollen alle zum Massentest. Oder so ähnlich. So genau weiß das niemand. Und ich fürchte, will es auch niemand mehr wissen.

Was hilft: „Professor Bernhardi“ mit Jörg Hartmann in der Inszenierung von Thomas Ostermeier.


18. Dezember, Tag 46

Reisevorbereitung

Ein COVID-Test am Flughafen in München, dann eine Übernachtung in der Nähe des Flughafens und früh morgens das Flugzeug nach Lanzarote nehmen. So hätten wir uns das vorgestellt. Klappt aber nicht, weil deutsche Hotels zur Zeit nur Geschäftsreisende aufnehmen dürfen.

Also doch ein Test in Linz, was durch den Feiertag am 6. Jänner gar nicht so einfach ist. Aber schließlich klappt es doch. Sauteuer übrigens.


17. Dezember, Tag 45

Beethoven

Manchmal, wenn auch selten, verirren sich doch Meldungen oder Beiträge, die nichts mit Corona zu tun haben, in die Nachrichtensendungen. Zum Beispiel ist da zu erfahren, dass Ludwig van Beethoven einen jüngeren Bruder hatte, der die Wasserapotheke in Linz führte. Den hat Beethoven auch einmal besucht. Anlass für diesen Besuch war, dass der Bruder seine Haushälterin heiraten wollten, was ein gesellschaftliches No-Go war. Hat er aber trotzdem getan.

Und weil Beethoven heute vor 250 Jahren getauft wurde, gibt es auch Musik von ihm zu hören. Freude!


16. Dezember, Tag 44

Notausgang

Marcel Proust sitzt im Theater und langweilt sich bei einem Boulevardstück. Er schaut sich um und sieht das blaue Licht eines Notausgangs. Er stellt sich vor, das Theater brennt, und er weiß, wo der Notausgang ist. So wird der Abend doch noch spannend für ihn. Manchmal werden in Ö1 doch schöne Geschichten erzählt. In diesem Fall ist die Geschichte von Alexander Kluge, der sie bei seiner Rede zu den Salzburger Festspielen erwähnt hat.

Vielleicht ist ja die Impfung der Notausgang, auf den wir zur Zeit warten. Das könnte ja optimistisch stimmen. Aber irgendwie will sich der Optimismus noch nicht so recht einstellen.


15. Dezember, Tag 43

Kekse und Feminismus

Kekserl backen überschreitet definitiv meine feministische Schmerzgrenze. Habe ich ein Glück, dass meine Freundinnen das nicht so eng sehen. Denn essen tu ich sie schon recht gerne.


14. Dezember, Tag 42

Ratten

Kinder werden von Ratten gebissen. Es is kalt. Nass. Kaum Waschmöglichkeiten. Das Lager Moria auf Lesbos ist nur eines von mehreren, in denen Menschen so leben. Müssen.


13. Dezember, Tag 41

Verführerische Unsicherheit

Nachricht, dass unser Flug nach Lanzarote verschoben wird. Nach dem ersten Schreck stellen wir fest, dass die Maschine nur zwei Stunden früher abfliegen soll. Das wäre nicht so schlimm. Aber bis 8. Jänner ist ja noch Zeit. Da kann noch einiges passieren.

Diese Art von Ungewissheit hat einen gewissen Reiz. Dürfen wir trotz nächtlichem Ausgangsverbot um 2 Uhr nachts zum Flughafenn nach München fahren? Wird man uns über die Grenze lassen? Welche Art von Corona-Test wird letztlich bei der Einreise nach Spanien verlangt werden? Das hat sich in den letzten Wochen ja mehrmals geändert. Und was wird bei unserer Rückkehr sein? Quarantäne?

Das ist eine spannende Unsicherheit. Sie hat nichts mit der Art von Unsicherheit zu tun, die uns zur Zeit alle bedrückt. Es ist vielmehr dieses Gefühl, das mit Reisen und der Vorbereitung von Reisen oft verbunden ist. Eine Unklarheit, die dabei hilft, sich lebendig zu fühlen. Ein Kribbeln, das etwas Neues verspricht.


12. Dezember, Tag 40

Antigen Test

Beim "Massentest" in Linz ein negatives Ergebnis. Das ist doch gut, auch wenn ich nicht wirklich in Sorge war.


11. Dezember, Tag 39

Je nach Neigung

„Überlassen Sie sich doch einfach all ihren Lastern!“ - Der Philosoph Slavoj Zizek weiß, was in Coronazeiten gut tut.


10. Dezember, Tag 38

Sparen

Ich bemerke, dass ich auf eine besondere Art sparsam werde. Wenn es zum Beispiel um Kleenex oder Wattepads geht, die ich nur im Drogeriemarkt bekomme. Weil ich in diesen Zeiten so ungern einkaufe, verwende ich zum Abschminken ein Pad für beide Augen. Früher habe ich zwei oder drei gebraucht.

Ich spare bei Shampoo, Geschirrspülmittelel, - bei allem, was Einkaufsstress verursacht. Sehr umweltschonend.


9. Dezember, Tag 37

Kein guter Tag

Manche Tage sind einfach Scheißtage.


8. Dezember, Tag 36

Keine Umarmung

Vorabend von Bruders Geburtstag. Da wäre eine Umarmung schon schön gewesen. Bin zu vorsichtig dazu. Bin ich zu vorsichtig? Bin ich vielleicht sogar ängstlich? Bleibe nur kurz und esse nicht mit. Anschließend doppelt schlechtes Gefühl. Einerseits weil ich so kurz da war, andererseits weil ich doch zu lange geblieben bin, um mich sicher zu fühlen.


7. Dezember, Tag 35

Drei Schwestern

Die Bildqualität ist grottenschlecht. Aber nach ein paar Minuten ist das völlig egal. Die Aufführung von „Drei Schwestern“ der Schaubühne Berlin aus dem Jahr 1986 ist so großartig, dass es trotzdem ganz leicht ist, dran zu bleiben. Ja, sogar drinnen zu bleiben. Anlässlich des Todes von Jutta Lampe ausgegraben. Mit dabei auch auch Edith Clever, Corinna Kirchhoff, Peter Simonischek, Otto Sander. Peter Stein hat inszeniert. Große Freude.


6. Dezember, Tag 34

Glühmost

Glühmost. Im Gegensatz zu Glühwein und Punsch durchaus trinkbar. Erinnerungen an Glühmost am Christkindlmarkt in Sankt Martin während der Krankheit vor zehn Jahren. Jetzt Glühmost bei M. und H. auf der Terrasse bei Föhnwetter. Das ist noch legal. Ab jetzt wird Alkohol im Freien verboten. Das bedeutet, dass die Punschstandeln in den Städten schließen müssen. Naja, solange wir unsere Terrassen haben.


5. Dezember, Tag 33

Schwächeln

Walken mit K. Bin ich so schlecht oder ist K. so gut trainiert? Gehe dermaßen ein, dass es peinlich ist. Zuviel Essen, zuviel Alkohol in diesem Lockdown.


4. Dezember, Tag 32

Verurteilt

Im BUWOG Prozess wird Karl Heinz Grasser zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Das verdrängt zumindest für einen Tag Corona aus den Schlagzeilen. Doppelt gut.


3. Dezember, Tag 31

Babyelefant

Die steigenden Infektionszahlen der letzten Wochen zeigen, dass man hierzulande nicht weiß, wie lange ein Meter ist. Da hat auch das Symbol eines Babyelefanten zur Illustrierung des Mindestabstands nichts geholfen. Aber wenigstens wurde damit die Wahl des österreichischen Wort des Jahres erleichtert.


2. Dezember, Tag 30

Sieg der Heiligen Familie

Wir dürfen wieder zum Friseur, aber nicht ins Theater. Damit wir "Weihnachten würdig feiern können". Das ist der "Sieg der Heiligen Familie", wie es meine Freundin I. schon bei den neuen Bestimmungen in Deutschland so treffend formuliert hat. Weniger treffend der Kanzler heute in der Pressekonferenz zur Verlängerung des Lock Downs: Die Migranten sind schuld an der zweiten Welle. Hetze.

Am Vormittag beim Mechaniker, beim Optiker und am Markt Gemüse einkaufen. Das gibt ein Gefühl, als ob heute so richtig was los gewesen wäre.


1. Dezember, Tag 29

Geschützt

Heute zwei FFP2 Masken im Backofen desinfiziert. Die empfohlenen 70 Grad kann mein Backofen nicht. Also 100°C. Sie haben es ausgehalten.


30. November, Tag 28

Sonnig

Die Sonne scheint. Zumindest was das Wetter betrifft, ein zauberhafter Tag. Immerhin.


29. November, Tag 27

Traurig

In der ZiB 1 ein Bericht über Äthiopien. Im Bild ein kleines Mädchen, das mit seiner Schale um Essen ansteht. Schließlich bekommt es eine Handvoll Hirse. Unmittelbar danach ein Beitrag über Engländer, die die verbleibende Zeit bis zum Brexit nützen, um sich schöne Landhäuser in der Bretagne zu kaufen. Zum Speiben.


28. November, Tag 26

Die ungeschminkte Wahrheit

Seit einigen Tagen schminke ich mich wieder. Zumindest gelegentlich. Auf die viel zitierten Jogginghosen, als Zeichen des Verlusts der Kontrolle über sein Leben mochte Karl Lagerfeld verzichten, - ich nicht. Aber so ganz natur hat der Blick in den Spiegel etwas Deprimierendes. Er zeigt die ungeschminkte Wahrheit. Andererseits ist es ziemlich blöd, sich für einen Saunaabend daheim aufzumascherln. Auf einen anderen Anlass zur Gesichtsbemalung zu warten, ist aber zur Zeit sinnlos.


27. November, Tag 25

Blöde Angst

Der Zug, der von Linz ins Mühli fährt, ist vollkommen leer. Ist ja richtig blöd, dass ich mit dem Auto parallel dazu fahre, weil ich im Zug Angst vor Ansteckung hätte.


26. November, Tag 24

Umgedreht

Große Unsicherheit im Supermarkt. So viele Leute, dass ich mich einfach umgedreht habe und wieder hinausgegangen bin.


25. November, Tag 23

Reiseplan

Wir haben Flüge nach Lanzarote gebucht. Am 8. Jänner wollen wir fliegen. Trotz allem.


24. November, Tag 22

Deprimiert

In der Früh ein Thread auf Twitter, in dem ein Nutzer Details von seiner Erkrankung postet. Grauenhaft. Dann eine Nachricht von I., der ihre Existenzgrundlage mit verlängerter Schließung der Theater in Deutschland wegbricht. Am Nachmittag erzählt H., dass in Sankt Martin die Hälfte der Bewohner einer Straße krank sind. Bruno berichtet von einem Besuch beim Tischler vorige Woche. Der hat einen schwarzen Anzug getragen. Er ist auch Bestatter und hat bereits die vierte Beerdigung in einer Woche.


23. November, Tag 21

Positiv

Sie werden mehr, die Bekannten, die positiv getestet wurden. Sie werden mehr, die Freundinnen und Freunde, die erkranken.


22. November, Tag 20

Negativ

Und wieder ein Test im Freundeskreis negativ. Die Zahl der Freundinnen und Freunde, die einen Covid-Test machen müssen, wird größer. „Negativ“ ist ein schönes Wort.


21. November, Tag 19

Rausgegangen

Der Vorteil eines Theaterbesuchs im Streaming: Man kann nach zehn Minuten wieder gehen, ohne dabei jemanden zu stören. Im konkreten Fall habe ich zwar Eintritt bezahlt, aber einTheater in diesen Zeiten zu unterstützen ist ja kein Fehler. „Und sicher ist die Welt mit mir verschwunden“, Sibylle Berg, Maxim Gorki Theater Berlin. Möglicherweise ein interessantes Stück und vermutlich sogar eine gute Inszenierung, aber nicht alles, was im Theater funktioniert, kommt auch auf dem Bildschirm gut.


20. November, Tag 18

Geburtstagsfest

Wieder ein Geburtstag, den wir in unserer Freund*innenrunde über Skype feiern. S. wird, so wie viele von meinen Freundinnen, 59. Wir singen „Happy Birthday“, stoßen virtuell an und trinken gemeinsam ein Glas. Immerhin. Besser als sich gar nicht zu sehen. Ich vermisse das Umarmen von Freundinnen.


19. November, Tag 17

Impfung

Wird noch dauern bis zur Impfung gegen Corona. Aber immerhin gegen Grippe sind wir jetzt geimpft.


18. November, Tag 16

Medienunlust

Die Zeit, Der Spiegel, Der Standard, Falter …. die Lust am Lesen von Zeitungen und Zeitschriften schwindet zusehends. Selbst Facebook und Twitter werden zunehmend unlustig. Das Thementrio Corona, Terror und USA-Wahl beherrscht nach wie vor alle Medien.

Wie wohltuend, wenn im Standard oder in Ö1 anderes verhandelt wird. Welche Freude machen Features und lange Interviews, selbst wenn sie zur Zeit gelegentlich Wiederholungen sind. Und wie schön sind Artikel, in denen es gelingt trotz eingeschränkter Möglichkeiten Neues zu entdecken oder andere Zugänge finden.


17. November, Tag 15

Rudelgehen

Wo waren diese Menschen früher, die heute in Massen spazierengehen? Ein Teil von ihnen ist wohl im Homeoffice, die jungen Leute, die unterwegs waren, sind außerhalb des Lockdowns vielleicht an der Uni - und die vielen Pensionisten? Im Einkaufszentrum?


16. November, Tag 14

Kaufrausch

Bevor der Lockdown der Geschäfte heute um Mitternacht in Kraft tritt, erleben wir noch zwei Tage, an denen sich vor den Einkaufscentern, vor Schuhgeschäften und Möbelhändlern lange Schlangen bilden. Als ob es darum geht zu beweisen, dass die Zahl der Infizierten doch noch einmal steigen kann.

Dass auch vor dem Handarbeitsgeschäft in Linz auf der Promenade eine Reihe von Frauen steht, finde ich eher berührend. Abgesehen davon, dass die Frauen große Abstände halten, geht es hier wohl nicht um Konsum, sondern um Beschäftigung, vielleicht sogar um Kreativität.

Ein Termin beim Notar. Der ist allerdings an Covid erkrankt. Sein Chef vertritt ihn. Man spürt die Nervosität unter den Mitarbeiterinnen. Der Chef beklagt sich darüber. Ich verstehe sie gut, artikuliere das auch und reisse das Fenster auf, um frische Luft hereinzulassen.


15. November, Tag 13

Leises Sterben

Mein Freund H. ist Seelsorger in einem Krankenhaus. Er erzählt von der Stille. Die Kranken, die beatmet werden, können nicht sprechen. Es sind keine Klagen von Angehörigen zu hören, weil kaum Angehörige da sind. Das Sterben geht leise…


14. November, Tag 12

Lockdown

Jetzt ist es ernst. Dieses mal nicht nur ein „Lockdown light“. Die Infektionszahlen in Österreich sind extrem gestiegen. Abgesehen von einigen Zwergstaaten liegen wir weltweit an der Spitze. Die Intensivstationen sind voll. Bevor alles zusammenbricht, wird alles geschlossen. Inklusive Schulen.

Schon gestern eine Mail vom Burgtheater mit der Information, dass der Wahlabo-Vorverkauf verschoben worden ist. Ich wäre ohnehin nicht auf die Idee gekommen, jetzt Karten für Dezember zu kaufen. Statt dessen heute Berliner Theatertreffen in 3-Sat. Ein Stück von Max Frisch.


13. November, Tag 11

Unter Druck

Im Supermarkt. An der Fleischtheke steht einige Meter von mir entfernt eine Frau. Mitte dreißig, gut angezogen, eher so der Typ „ich habe mein Leben und meine Karriere im Griff“. Plötzlich beginnt sie laut zu schreien, dass sie sich nicht konzentrieren könne, wenn sie alle anstarren.

Offenbar fühlt sie sich mit der Entscheidung ob Schinken oder Wurst überfordert. Peinliche Stille um sie herum. Dann ist auch sie wieder ruhig. Ich habe den Eindruck, dass sie einfach Druck ablassen musste. Druck, den viele von uns zur Zeit, mehr oder weniger stark, spüren.


12. November, Tag 10

Aufmunterung

What cheers me up: Gehen mit S. Wir haben das den ganzen Sommer über jede Woche mindestens einmal getan und diese Corona-Tradition jetzt wieder aufgenommen.

Erstmals haben wir im Haus im Mühlviertel einen Fernseher. Bis jetzt haben Bruno und ich Fernsehfilme am Computer gesehen. Zur Einweihung gibt es aber keinen Fernsehfilm, sondern ein Theaterstück, weil der Fernseher auch streamen kann. Wir sehen „Berlin Oranienplatz“ aus dem Maxim Gorki Theater. Sehr klass.

Gut finde ich, dass das Maxim Gorki Theater fünf Euro Eintritt verlangt. Mich wundert, dass das das sonst niemand macht.


11. November, Tag 9

Die Klassiker

Kochen. Netflixen. Buchstabenspiel am i-Pad. Spaziergang mit einer Freundin. Abends ein Krimi im Fernsehen. Das typische Programm in Corona-Zeiten.


10. November, Tag 8

Novembrig

Es ist sehr November. Hochnebel, so dass es sogar im Mühlviertel ganz grau ist.

Ein Tag, ideal für einen Theaterbesuch. In der Mediathek von 3-Sat sehe ich „der Menschenfeind“ von Moliere mit Ulrich Matthes in einer Inszenierung von Anne Lenk aus dem Deutschen Theater Berlin. Großartig.


9. November, Tag 7

Vertrauter Alltag

Selber kochen. Schauen, welches Gemüse aus dem Kühlschrank zuerst verbaucht werden muss. Germ für Brioche verwenden, bevor er schlecht wird. Kontrollieren, wieviel Klopapier noch da ist. Das Leben fühlt sich ein wenig so an, wie wir es im März und April hatten. Und doch ist es ganz anders.

Die Angst schwebt nicht mehr wie eine dunkle Wolke über uns. Sie ist konkreter geworden, weil wir mehr Informationen haben. Das hat Vorteile, weil das Wissen darüber, welches Verhalten sinnvoll ist, größer geworden ist.


8. November, Tag 6

Der Tatort

Mich wundert, dass das Fernsehprogramm noch soviel kann. Schließlich konnte ja lange gar nicht gedreht werden. Der „Tatort“ heute wurde noch vor dem Ausbruch der Coronavirus-Krankheit im November und Dezember 2019 gedreht. Was tun wir, wenn uns die „Tatorte“ ausgehen?

Im Lieblingssender Ö1 bringen sie auch noch allerhand zusammen. Auch wenn sich die Wiederholungen mehren und die Tonqualität durch die oft veränderten Aufnahmebedingungen leidet.


7. November, Tag 5

Alkoholkonsum steigt

Brunos siebzigster Geburtstag. S. bäckt eine Geburtstagstorte mit einem Konterfei von Che Guevara.

Gegen Mittag besuchen uns H. und M. mit wunderbarem selbst gemachtem Tiramisu. Die erste Flasche Sekt wird auf der Terrasse in der Sonne getrunken.
Nach dem Essen und einem Glas Wein ein Skype-Treffen mit den Hs.
Am Nachmittag eine Flasche herrlicher Champagner mit M. und R. auf der Terrasse. Als es kalt wird, leeren wir die zweite Flasche Champagner im Wohnzimmer bei geöffneten Terrassentüren und in dicke Jacken gehüllt.
Am späten Nachmittag erfahren wir vom Sieg Joe Bidens. Eine weitere Flasche Sekt wird aus dem Keller geholt.
Am Abend ein Skype-Treffen mit den Freun*innen und ein Glas Bier zum Abschluss.
Angeblich steigt der Alkoholkonsum während des Corona-Lockdowns. Mhm.


6. November, Tag 4

Reise verschoben

Ein herrlicher Herbsttag.

Unser für Jänner geplanter Flug nach Lanzarote wird abgesagt. Wir überlegen statt dessen mit dem Wohnmobil auf die Kanaren zu fahren. So ganz ohne Reisepläne fühlen wir uns doch sehr unwohl.


5. November, Tag 3

Unsicher

Mamas 81. Geburtstag. Ohne Umarmung.

Ein einfacher Friseurbesuch macht unsicher.


4. November, Tag 2

Drei Themen

Beim Aufwachen ist die Wahl in den USA noch nicht entschieden. Das ändert sich auch im Laufe des Tages nicht.

Drei Themen in Zeitungen, Radio und Fernsehen: Die Wahl in den USA, der Terroranschlag in Wien und Corona in der ganzen Welt.


3. November, Tag 1

Schleich di

Sechs Monate und einen Tag ist es her, dass ich den letzten Eintrag im Coronatagebuch geschrieben habe. Wir haben diese Zeit genützt um ein wenig zu reisen. Wir waren in den Schweizer Bergen, haben ein nahezu menschenleeres Venedig erlebt und zwei wunderbare Monate auf Kreta verbracht.

Ab heute sind wir wieder im Lockdown, wenn auch nur ein "Lockdown light". Aber dieser Tag ist nicht von den Vorsichtsmaßnahmen gegen das Virus geprägt, sondern von einem Anschlag in Wien, bei dem gestern Abend vier Menschen getötet und zweiundzwanzig verletzt wurden.

„Schleich di du Oaschloch!“ - Das soll gestern Abend ein Wiener aus einem Fenster gerufen haben, als unter ihm der Terrorist um sich schoss. Die Franzosen haben „je suis charlie“, wir haben „Schleich di du Oaschloch“.

Ein Spaziergang im Nieselregen. Gemeindearbeiter kommen mir entgegen und setzen Schneestangen entlang des Weges ein. Der Lockdown hat heute begonnen, der Winter wird bald beginnen.

Klopapier haben wir genug und auch sonst sind wir für die kommenden Wochen vorbereitet. Genügend Suppe ist gekocht und eingefroren um Risotto machen zu können. Bruno bereitet gerade etliche Portionen Gulasch auf Vorrat zu.


2. Mai, Tag 51

Krise = Reise

Die Zeit der Ausgangbeschränkungen mit einer Reise zu vergleichen ist ein verwegener Gedanke, den eine Freundin hatte. Die Logik erschließt sich erst auf den zweiten Blick.

Wer reist, muss bereit sein, sich auf bestimmte Umstände einzustellen. Das kann manchmal unangenehm oder unbequem sein. Wer reist, stellt für eine bestimmte Zeit seine Lebensgewohnheiten um, so wie die meisten von uns das in den letzten sieben Wochen getan haben.
Im übrigen führte diese besondere Reise in ein Risikogebiet. Da weiß man ja nie, ob man wieder heil herauskommt.

Jetzt, da die Ausgangsbeschränkungen gelockert und Familie und Freundinnen gesund geblieben sind, ist die Reise zumindest fürs Erste zu Ende. Genauso wie dieser Blog zum Alltag in der Coronakrise. Schön, dass Ihr mich begleitet habt.


1. Mai, Tag 50

Auf der Waage

Dritter Tag ohne Abendessen. Der Grund liegt in den banalen Folgen der Coronakrise, die sich am 50. Tag seit Verkündung der Isolationsbestimmungen auf der Waage ablesen lassen.


30. April, Tag 49

Das Leben, sonst nichts

Die Lesung von Camus’ Die Pest zu Ende gehört: „Aber was heißt das schon, die Pest? Es ist das Leben, sonst nichts.“ Ein alter Asthmatiker bringt die Absurdität des Lebens auf den Punkt. Es liegt kein Sinn im Leiden. Man bekommt keinen Orden dafür. Aber die, die Solidarität und Humanismus zeigen, geben Hoffnung.


29. April, Tag 48

Erleichterung

Gleichzeitig mit dem Bekanntmachen der Lockerungen kommt der Regen. Die Luft wird klarer. Nach der langen Trockenheit, dem Staub, den der Wind über die Felder fegte, ist eine gewisse, vorsichtige Erleichterung zu spüren.


28. April, Tag 47

Keine Hamsterkäufe mehr

Werden wir jemals wieder Klopapier oder Germ kaufen, ohne uns an diese Zeit zu erinnern?


27. April, Tag 46

Heldenplatz

Drei tolle Theaterstunden. Die Uraufführung von Thomas Bernhards Heldenplatz. Großartig! Das Burgtheater zeigt ausgewählte Stücke im Netz. Was für eine Bereicherung in dieser Zeit.


26. April, Tag 45

Parallelwelt

Fernsehbilder aus Linz, Wien, New York und Paris zeigten leere Plätze und Straßen, das Leben in Städten war beinahe zum Stillstand gekommen. Ganz anders auf dem Land. Wer im Mühlviertel unterwegs war, sah in den letzten Wochen keine Veränderungen im Vergleich zum März oder April des Vorjahres.

Auf den Feldern sind die Traktoren unterwegs, in den Kleingärten wird gepflanzt und gejätet, auf den Rasenflächen ziehen die kleinen Mähroboter ihre Runden, Kinder spielen Fußball auf den Wiesen. Vielleicht ist der Straßenverkehr etwas weniger geworden und die Menschen sitzen mit mehr Abstand als früher auf ihren Terrassen.
Sonst ist von der Coronakrise nicht viel zu bemerken, außer dass im Supermarkt Masken getragen werden. Natürlich haben auch hier die Gasthäuser zu, aber ein oder zwei geschlossene Lokale in einem Dorf verändern ein Ortsbild nicht.

Auch das praktische Leben am Land war und ist weniger von den Ausgangsbeschränkungen betroffen. Zwar sind viele auf Kurzarbeit und einige Betriebe haben geschlossen, aber alle können hinaus, spazieren, laufen, nordic walken, radfahren, den Garten pflegen, am Haus werken, Tischtennis spielen.

Im Vergleich zu den Freundinnen und Freunden aus Wien oder Berlin leben wir in einer Art Parallelwelt.


25. April, Tag 44

Im Australischen Busch

ANZAC-Day heute in Australien. Ein patriotischer Feiertag, der mit viel Trara begangen wird und den wir schon zwei mal Down Under erlebt haben. Es gibt auch Gebäck, das den Namen ANZAC (Australian and New Zealand Army Corps) trägt.

Wenn wir auf unseren Reisen durch Australien längere Zeit im Busch verbrachten und Lust auf Süßes hatten, dann waren Anzac Kekse unsere Rettung. Sie halten ewig, sind hitzebeständig und leicht auf Vorrat zu kaufen, weil sie in jedem Geschäft zu bekommen sind. Mit der Zeit haben wir diese trockenen Haferflockenkekse schätzen gelernt und verbinden mit ihnen schöne Erinnerungen an Abende am Lagerfeuer oder unterm Sternenhimmel.
Darum habe ich heute meine „Backen-ist-nichts-für-Feministinnen-Regel" gebrochen und Bruno mit Anzac Keksen überrascht. Großer Erfolg.


24. April, Tag 43

Gegenmittel

Auf eine Impfung gegen Corona werden wir noch warten müssen. Einstweilen konzentrieren wir uns auf die Gegenmittel gegen Angst, Depression und Langeweile. Kochen, Walken, Spazieren, Netflix, Twitter, Krimis im Fernsehen. Lesen sowieso. Die üblichen Verdächtigen halt.

Camus’ „Die Pest“ wollte ich eigentlich vermeiden. Aber dann habe ich doch in die Marathonlesung, die FM4 und das Rabenhoftheater als Streaming anbieten, reingehört. Die Aktualität des Romans ist verblüffend. Jetzt verstehe ich, warum er zum Buch der Krise wurde. Der Text ist dermaßen ergreifend, dass es auch auszuhalten ist, dass er teilweise schlecht gelesen ist. Für ganz große Freude sorgen Sophie Roiss, Cornelius Obonya oder Caroline Peters, die unter den 120 verschiedenen Vorleserinnen und Vorlesern sind.


23. April, Tag 42

Essen ersetzt Gespräche

Der Tag beginnt schlecht. Karoline Edtstadler im Ö1-Journal um 7 Uhr früh. Grauslich.

Eine sehr gute Freundin hat ein paar Tage Fieber gehabt. Kein Verdacht auf Corona. Es geht ihr wieder gut. Trotzdem: Manchmal fühlt sich das Virus näher an, als sonst.

„Sozialer Kontakt kann über Nahrungsmittelkonsum kompensiert werden.“ - das hat er schön gesagt, - der Prof. für biologische Psychologie, Claus Lamm. Weil sozialer Kontakt, genauso wie Nahrungsaufnahme, das Belohnungszentrum im Hirn aktiviert, kann ich meinen frisch gebackenen Apfelkuchen essen, statt Freundinnen zu besuchen.


22. April, Tag 41

Sieg des Egoismus

Ausflug nach Freistadt, um das Auto zu holen, das meine Eltern vor Ausbruch der Pandemie dort gekauft haben. Auf den Straßen nimmt der Verkehr wieder zu. Vor allem viele LKW sind unterwegs.

Es ist seltsam. Einerseits sind während der letzten fünf Wochen wesentlich weniger Autos als sonst unterwegs gewesen. Der Straßenlärm hat abgenommen, die Luft ist klarer. Das ist wunderbar. Andererseits war ich noch nie so so froh darüber, dass wir Autos haben, wie jetzt. Während ich sonst sehr gerne öffentliche Verkehrsmittel benütze, hält mich die Gefahr einer Ansteckung zur Zeit davon ab. Egoismus gegen Klimaschutz.


21. April, Tag 40

... und ewig grüßt ...

Eine Freundin erzählt von der Gleichförmigkeit der Tage. Ihre Tochter nennt das „Murmeltiertage“.
Morgen werde ich die andere Jogginghose anziehen…


20. April, Tag 39

"Jetzt ist auch Leben"

Julia Pühringer, Feministin, Journalistin und coole Socke twittert: „Man muss aufpassen, nicht alles nur als Übergangssituation zu sehen. Ich leb’ ja trotzdem nur einmal. Und jetzt ist auch Leben.“ Schlaue Frau.


18. April, Tag 38

Unsicherheit

Im Ö1-Journal spricht der Infektiologe Christoph Wenisch, darüber, dass es noch ein bis zwei Jahre dauern kann, einen Impfstoff gegen Corona zu entwickeln. Bis dahin werden wir lernen müssen mit einer gewissen Unsicherheit zu leben.

Vielleicht ist es sinnvoll, sich darauf einzustellen. Darauf, dass wir weniger umarmen und küssen werden. Darauf, dass wir keine Hände mehr schütteln werden. Darauf, dass wir uns nicht im Haus oder in der Wohnung, sondern eher im Garten oder zum Spaziergang mit Freundinnen und Freunden treffen werden.

Werden wir ohne Angst vor Ansteckung im Theater und im Kino sitzen können? Vielleicht werden wir eher Ausstellungen besuchen und ins Freiluftkino gehen?

Oder werden wir uns daran gewöhnen? So, wie wir uns daran gewöhnt haben, über einen Zebrastreifen zu gehen, obwohl hier die Gefahr, überfahren zu werden, am größten ist. So, wie wir uns ans Autofahren gewöhnt haben. So wie ich in Australien zwar konzentriert und mit Anspannung, aber ohne vordergründige Angst beim Wandern war, obwohl die Gefahr, von einer Schlange gebissen zu werden, ständig präsent war.


17. April, Tag 37

Frühsommer

Fleisch. Zum ersten Mal seit mehr als fünf Wochen. Nicht wirklich aus Verlangen. Eher weil es lustig ist, den Griller anzuwerfen. Es ist frühsommerlich warm. Urlaubsgefühl. Nur dass hinter unserer Buchenhecke statt dem Meer ein staubiger Acker liegt.

Ich lese von einer australischen Familie, die eine längere Reise durch Europa geplant hatte. Wegen Corona sitzen sie jetzt zu Hause und haben den Langstreckenflug von Sidney nach München im Wohnzimmer simuliert. Mit allem drum und dran.

Passkontrollen, Gepäckaufgabe, Securitycheck und dann fünfzehn Stunden Flug. Die Eltern lasen, die Kinder beschäftigten sich mit Videospielen. Während des Flugs gab es aufgetaute Fertiggerichte.

Nach der virtuellen Landung in Deutschland aßen sie (in echt) Schnitzel und Brezeln. Von München aus ging es weiter in den Louvre. Der ist gut virtuell zu besuchen.


16. April, Tag 36

Wie lange noch?

Es ist ein Leben von einem Tag zum anderen. Kein Schmieden von Plänen. Keine Vorfreude auf die nächste Reise. Kein Suchen nach einer interessanten Ausstellung in Wien. Kein Durchstöbern des Burgtheater-Spielplans. Irgendwie ein Leben ohne Zukunft.

Das klingt schlimmer als es ist. Nur weil wir nicht an die Zukunft denken und sie bereden, ist es ja nicht so, dass es sie nicht gibt. Nur sind wir halt auf die Gegenwart konzentriert. Das funktioniert natürlich nur, wenn man keine finanziellen Sorgen hat.

Es kann noch dauern. Es wird noch dauern. Auch wenn jetzt die Geschäfte wieder aufsperren und es einige Lockerungen gibt, wird die Gefahr einer Ansteckung möglicherweise noch sehr lange bleiben. Selbst wenn ein Leben, wie es es vor Corona war, wieder erlaubt ist, bleibt die Frage, ob es für bestimmte Risikogruppen angstfrei möglich ist.

Es ist sinnlos, sich jetzt damit zu beschäftigen. Auf Twitter ein Zitat von Jean-Paul Sartre (Keine Ahnung, warum es ausgerechnet auf Englisch verbreitet wird):

„Do you think that I count the days? There is only one day left, always starting over: It is given to us at dawn and taken away from us at dusk.“


15. April, Tag 35

Kontrolle verloren

Karl Lagerfeld und sein Satz über Menschen, die die Kontrolle über ihr Leben verloren haben, wenn sie Jogginghose tragen, wird zur Zeit viel zitiert. Aufgelegt.

Klar laufe ich in der Isolation den ganzen Tag in Jogginghosen oder irgendwelchen lockeren Freizeithosen umher. Auch für die Spaziergänge im Freien brauche ich nicht mehr.

Aber es ist ja nicht nur die Kleidung. Zähneputzen kommt bei mir immer erst nach dem Frühstück. Blöd nur, dass sich das Sitzen am Frühstückstisch, das Informieren und Lesen am iPad bis zur Vorbereitung des Mittagessen zieht. Vor dem Mittagessen Zähneputzen ist aber auch nicht sinnvoll. Also danach?

Die Wimperntusche ist sowieso schon eingetrocknet. Nagellack auftragen, wenn ich doch die Nägel aus Gründen der Hygiene gerade ganz kurz geschnitten habe, ist auch nicht so prickelnd.

Apropo kurz geschnitten. Bruno hat jetzt kurze Haare. Sehr, sehr kurze Haare. Und ich habe eine Schnittwunde an der Hand.


14. April, Tag 34

Sehnsucht nach der Bühne

Caroline Peters im Streaming auf derstandard.de. Sie erzählt, wie sehr sie es vermisst, mit fremden Menschen in einem Raum, dem Theater, zusammenzukommen und sich auszutauschen. Wie sie es liebt, einen Gedanken auf der Bühne mit dem Publikum zu entwickeln. Auch wenn der Gedanke schon davor im jeweiligen Text formuliert war, bekommt er erst in dem Moment seine Bedeutung, in dem er mit den anderen, die im Dunkeln sitzen, geteilt wird.

Dann liest sie aus „Schwarzwasser“ von Elfriede Jelinek.

Manchmal spüre ich dann doch sehr, was ich vermisse.


13. April, Tag 33

Angst

Habe ich Angst? Ja schon. Logisch. Aber nicht umfassend. Eher diese Art von Unsicherheit, die jetzt viele haben. Dieses Gefühl von Bedrohung, das in der Luft liegt.

Angst, die nicht nur vom Virus gespeist wird, sondern auch von den Berichten über in Seenot geratene Flüchtlingsboote, über Särge aus Karton in Ecuador und über Flugzeugtransporte von Intensivpatienten in Frankreich. Vieles nimmt die Angst wahr, denn Informationen sind ja im Überfluss vorhanden und die Zeit sie zu erhalten auch.

Aber halt auch: Das Gefühl von Geborgenheit in der Beziehung, im Haus. Das Wissen darum, dass die Eltern und der Bruder in Sicherheit sind, die Freundinnen und Freunde wohlauf sind.


12. April, Tag 32

Ostern

Das Osterwochenende also. Im Grunde genommen ohne besondere Bedeutung. Wichtig ist der golden verpackte Schokohase mit roter Schleife von Lind. Der war sogar in Australien zu Ostern zu haben. Statt Osterspaziergang eine kleine Osterradtour. Ein paar mehr whats apps als üblich, aber mit Freunden und Familie sind wir sowieso immer im Austausch.

Weil es keinen Germ mehr gibt, fehlt nur der Osterbrioche. Da hilft der Freund aus, den wir mit dem Fahrrad im Garten besuchen und bei dem wir außerdem noch etwas Bärlauch abstauben können.


11. April, Tag 31

Normalität

Gibt es bei mir diese Sehnsucht nach einem „normalen Leben“, wie andere es beschreiben? Kaum. Zum einen führen wir ja nicht ein gar so außergewöhnliches Leben in dieser Zeit der Krise. Auf dem Land, im Mühlviertel, lebt es sich in Isolation wesentlich besser als in der Stadt.

Hier ist es leicht, Wege zu begehen, die genügend Platz für Abstand zum Nächsten lassen. Beim Einkauf im Supermarkt alle zehn Tage sehen wir wenige Kunden und volle Regale (mit Ausnahme von Germ, der offenbar das neue Klopapier ist). Und für Notfälle gibt es das Lagerhaus, das eine nette Bioecke hat.

Theater haben wir hier sowieso nicht. Wenn wir im Mühlviertel sind, dann leben wir dieses Landleben im Haus und auf der Terrasse. Mit kleinen Wanderungen und Radtouren, genauso wie wir es jetzt auch tun können. Nur unsere Lieblingswirtshäuser haben zu...


10. April, Tag 30

Karfreitagszauber

Karfreitag. Höchster Feiertag für die Evangelischen. Der Pfarrer predigt in der leeren Kirche. Was bleibt von Religion, wenn die Gemeinschaft fehlt?

Ähnlich wie den Evangelischen geht es wohl den Wagnerianern, die an diesem Karfreitag nicht ins Theater zu Parsifal können. Im Linzer Musiktheater war eine Parsifal-Premiere für Karsamstag geplant.

Gläubige beider Religionen werden im Internet bedient. Gottesdienst und Parsifal werden in großer Zahl als Streaming angeboten.


9. April, Tag 29

Berührung

Eine Freundin erzählt, dass sie seit vier Wochen außer ihrem Ehemann niemanden mehr berührt hat. Was für ein seltsamer Gedanke. Genau so ist es, aber mir ist das nicht bewusst gewesen. Dabei bin ich der Typ, der im Gespräch mit Menschen die Nähe sucht und auch Fremden gerne über die Schulter streicht oder sie kurz berührt.
All das ist jetzt anders. Wir haben verinnerlicht, dass wir Abstand halten müssen.

Es ist Bruno und mir aufgefallen, dass wir im Bemühen darum, jeden körperlichen Kontakt zu anderen zu vermeiden, gelegentlich sogar kurz innehalten bevor wir einander berühren. Dass uns der Gedanke streift, ob wir das denn jetzt überhaupt dürfen.

Die Ver-und Gebote des öffentlichen Lebens nehmen sich ihren Raum im Privaten.


8. April, Tag 28

Das C-Wort

Ich weiß nicht, ob ich in diesem Blog schon einmal das Wort Corona verwendet habe. Das ist zwar ein Blog zum Alltag in der Coronakrise, aber ich schreibe nie darüber, wie sich Statistik mit den Coronainfizierten entwickelt, nicht über die neueste Verordnung oder den letzten Erlass, der die Ausbreitung der Krankheit eindämmen soll.
Die politischen Entscheidungen, die der Kurze und seine MinisterInnen in den zahlreichen Pressekonferenzen regelmäßig verkünden, waren noch nie Thema auf dieser Seite. Ich kommentiere hier keinen Schlamassel, keinen Skandal, keine Peinlichkeiten von Landesregierungen oder Regierung.

Warum nicht? Eben weil all das ohnehin jeden einzelnen Tag prägt. Vom Morgenjournal in Ö1 über die Telefongespräche mit Freunden, die ZIBs, Twitter, Facebook, Spiegel, Standard und die vielen Artikel, die im Netz zu finden sind.

Gesundheit, Kultur, Wirtschaft, Bildung - es gibt ohnehin kein Thema, das nicht als Ableitung zur Coronakrise bearbeitet wird. Selbst bei größten Desinteresse entkommt niemand dem Thema Nummer 1.

Und darum will ich mich hier dem Alltäglichen widmen. Aber ich verspreche, ich werde nicht so weit gehen, dass ich Kochrezepte blogge.


7. April, Tag 26

Die Scheisse ist weg

Am Vormittag wird die Senkgrube entleert! Ein herrliches Gefühl. Jetzt kann ich ohne Sorge pritscheln, wenn ich die Tortenform für Papas Geburtstagstorte reinige.


6. April, Tag 25

Kollektiv

Wir gehen gemeinsam NICHT ins Theater. Wir sind gemeinsam NICHT im Kino. Würde nur ich allein nicht ins Kino oder ins Theater dürfen, wäre das schlimm, aber weil es allen so geht, ist das irgendwie nicht so schlimm.
Ist das jetzt ein egoistischer Gedanke oder nicht?

Wir alle erleben ähnliches. Wir alle wollen jetzt keine Zahnschmerzen bekommen, weil ein Besuch beim Zahnarzt schwierig geworden ist. Wir hoffen, dass wir nicht genau jetzt einen Wasserrohrbruch haben oder das Auto streikt. Und manche müssen zu all dem noch unter schwierigen Bedingungen und Ansteckungsgefahr arbeiten.

Es ist fast wie das Gefühl im Kino, wenn der Film beginnt. Das Gefühl eines gemeinsamen Erlebens. Nur dass es halt kein Film sondern Realität ist. Das Erleben ist kollektiv.


5. April, Tag 24

Spannung

Sonnig. Tatort im Fernsehen. So bekommt der Tag doch noch ein wenig Spannung.


4. April, Tag 23

An der Nähmaschine

Aus Brunos Zimmer kommt ein Geräusch, das ich nicht einordnen kann. Ich gehe rüber. Er sitzt an der Nähmaschine. Auf dem großen Bildschirm des iMAC sind zwei Anleitungen: Die eine zum Anfertigen von Mundschutzmasken, die andere zum Einfädeln des Unterfadens.

Eine Stunde später: Unsere Masken haben das gleiche Muster wie unsere Bettdeckenüberzüge.

Treffen mit Freunden

Es ist gewöhnungsbedürftig, aber es funktioniert. Wir feiern zwar kein rauschendes Fest, aber immerhin ist es ein nettes Treffen.

Ich sehe meine Freundinnen und Freunde lieber über Skype als gar nicht. Mit mehreren gleichzeitig zu kommunizieren, ist eine andere Art der Unterhaltung als ein Gespräch zu zweit am Telefon. Anfangs holpert es noch ein wenig, aber langsam kommt Schwung rein.
Nächsten Freitag treffen wir uns wieder und werden gemeinsam ein Glas trinken. Dann werden alle die Fastenzeit beendet haben.


3. April, Tag 22

Wenig Lippenstift

Lebensmittel werden in der Reihenfolge ihrer möglichen Verwesung aufgebraucht. Dass wir nur alle zehn bis zwölf Tage einkaufen, verlangt eine bestimmte Logistik. Versteht man das unter Haushaltsführung ?

150 Euro haben wir heute ausgegeben. Das bedeutet, auf zehn Tage gerechnet, dass wir 15 Euro pro Tag brauchen. Für zwei Personen.

Es kommt nix dazu. Kein Besuch im Restaurant oder im Kaffeehaus, kein Paar Frühlingsschuhe, keine neue Jacke, einfach nichts, außer den Fixkosten. Und auch der Verbrauch an Lippenstift wird gerade drastisch reduziert. Wer trägt schon Lippenstift unter dem Mundschutz?


2. April, Tag 21

Es flaumt

Der kleine Pieper auf dem Holzsteg vor der Terrassentür hat eine rote Kehle. Da brauche ich jetzt aber kein Vogelbestimmungsbuch, um auf Rotkehlchen zu kommen.

Bilde ich mir das nur ein oder sind da tatsächlich wesentlich mehr Vögel, als in den letzten Jahren? Wir sind jetzt schon den zehnten Frühling in diesem Haus, aber noch nie haben wir das so erlebt. Bachstelzen, Spatzen, Gartenrotschwanzerl, Meisen.

Vielleicht liegt es an uns. Vielleicht schauen wir heuer anders hin. Haben mehr Zeit zum Fenster hinauszuschauen. Mehr Ruhe.

Vielleicht wollen wir einfach so etwas sehen. Weil wir instinktiv nach etwas suchen, das uns Freude macht.

Wenn ich Peter Handkes letztes Buch Das zweite Schwert doch noch lesen sollte, - und ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das tun soll, - dann vor allem wegen des Rotkehlchens. Denn Handke schreibt über das Rotkehlchen: „Es flaumt“.

Nein, ich glaube, ich lese es nicht. Ich beobachte lieber weiter das Rotkehlchen, wie es flaumt.


1. April, Tag 20

Trübsinn

Biomüll zur Sammelstelle bringen und deprimiert sein. Es gibt Tage, die nicht so toll sind.


31. MÄrz, Tag 19

Abenteuer

Vom Mühlviertel nach Linz um die Post zu holen und meinen Eltern ein Stück Kuchen und Bärlauchpesto zu bringen. Ausflug in Coronazeiten. Fast schon abenteuerlich.

Videokonferenz

Am Abend Vorstandssitzung für das Gewaltschutzzentrum per Videokonferenz. Was für ein abwechslungsreicher Tag.

Sehr ernst

Zwei Telefonate mit Freunden, die in Krankenhäusern arbeiten. Der eine Freund ist Arzt und wirkt viel ernster als es sonst seine Art ist. Er arbeitet sehr viel und unter Druck. Die Frage ist, was in den nächsten Tagen noch auf uns zukommt. Wenn am Osterwochenende der Peak erreicht wird, - wie heftig wird es werden?
Der andere Freund ist Seelsorger in der Schweiz. In der Vorbereitung auf die nächsten Wochen muss er sich auch mit dem Begriff Triage auseinandersetzen.


30. MÄrz, Tag 18

Selbstoptimierung

Die Zeit nützen. Sprachen lernen, Klassiker lesen, regelmäßig trainieren … auf jeden Fall tätig sein. Im Standard schreibt Sebastian Fellner über die Menschen, die die Zeit der Isolation nützen um sich selbst zu optimieren.

Es gibt zur Zeit viele Menschen, die unter extremen Stress arbeiten müssen. Was spricht also für die, die nix tun müssen, dagegen, nichts zu tun? Faul sein. Sich über die Möglichkeiten des Internets freuen. Serien streamen. Ein bissl spazieren gehen. Kochen, was Spaß macht.

Natürlich lesen. Jede, die gerne liest, tut das ja ohnehin. Und es ist schön, Klassiker zu lesen, wenn ich sie lesen möchte. Aber daraus eine Verpflichtung zu machen, nur weil man gerade zu viel Zeit hat, ist kein guter Grund. So wird man Meisterwerken auch nicht gerecht.

Zu viel Zeit?

Viele meiner FreundInnen haben gerade jetzt NICHT das Problem von zu viel Zeit. Sie müssen unter schwierigen Bedingungen arbeiten: Homeoffice ist nicht nur für Alleinerziehende und IT-Techniker stressig. Im Sozialbereich oder Kundenservice sind Beratungen am Telefon von zu Hause mit zusätzlichen Videokonferenzen noch anstrengender als sonst. Und wer im Handel oder im Krankenhaus arbeitet, kann die Sorgen, wie man seine Zeit am besten füllt, wohl ohnehin nicht nachvollziehen.


29. MÄrz, Tag 17

Krisenjournalismus

Wäre ich jetzt gerne im Studio? Gemeinsam mit den KollegInnen, von denen ich viele gut kenne und einige sogar sehr mag? Sie sind jetzt im ORF-Landesstudio in Isolation, um den Sendebetrieb sicherzustellen. Würde ich noch arbeiten, wäre ich jetzt natürlich gerne ganz vorne bei der Corona-Berichterstattung mit dabei.

Diese Spannung in Krisenzeiten oder bei dramatischen Ereignissen, ist ein ganz besonderes Gefühl. Das mag seltsam klingen, weil es dabei ja oft um Leid, um Unglück geht. Aber das Fokussieren auf die nächste Aufgabe, die Konzentration auf das, was gerade zu tun ist, ist eine Herausforderung, die die meisten von uns gerne annehmen.

Außerdem ist es faszinierend zu beobachten, wie der ganze Apparat, der sonst manchmal recht schwerfällig sein kann, funktioniert. Wie ein Rädchen ins andere greift und alle zusammenarbeiten.
Dazu kommt, dass die Beteiligung an der Berichterstattung auch das Gefühl gibt, aktiv zu sein, was gut gegen Angst ist.


28. MÄrz, Tag 16

Selbstversorger

In der Tageszeitung Die Presse steht ein Rezept für Brennesselknödel. Politisch ist Die Presse ja nicht unser Favorit unter den Tageszeitungen, aber hier machen wir eine Ausnahme. Am Vormittag pflücken wir Brennessel am Waldrand und die Knödel werden richtig gut.

Fast wie normal

Ein paar Knödel bekommt ein guter Freund. Der bringt uns dafür selbst gepflückten Bärlauch für Risotto und Pesto. Die Sonne scheint, es hat 16 Grad, wir sitzen in großem Abstand auf der Terrasse und trinken gemeinsam selbstgebrautes Bier. Fast wie in normalen Zeiten.


27. MÄrz, Tag 15

Alltag

969 Menschen sind heute in Italien am Coronavirus gestorben.
Ich habe Minestrone aus dem Tiefkühlschrank aufgewärmt.

Triage in europäischen Krankenhäusern. Nicht alle Kranken können mit Beatmungsgeräten versorgt werden. Bei manchen wird maximal versucht das Leiden vor dem Sterben zu minimieren.
Ich lese „Upstate“ von James Wood.

Aus dem Flüchtlingslager in Moria auf Lesbos ist bis jetzt kein Fall einer Infizierung bekannt. Noch nicht.
Ich sehe mir einen Krimi im Fernsehen an.

7.399 Corona-Fälle werden heute in Österreich bestätigt.
Ich backe eine Birne-Topfen-Torte.

Wie lange können wir so leben?


26. MÄrz, Tag 14

"Gehorcht der Zeit und dem Gesetz der Stunde"

Ein Zitat aus Maria Stuart. Wie passend! Genau das ist es, was wir jetzt tun. Heute ist die Rechnung für die Theaterkarten für Maria Stuart in Salzburg im August gekommen. Dabei wird erst am 30. Mai entschieden, ob die Salzburger Festspiele heuer stattfinden werden.
Bei einem kleinen Theater hätte ich sofort überwiesen. Aber ich glaube in diesem Fall warte ich noch ein wenig zu. Andererseits: Alleine der Gedanke an einen Theaterbesuch verursacht solche Vorfreude!

Ohne Auto

So ganz ohne Fahrzeug im Mühlviertel, fünf Kilometer weg vom nächsten Geschäft... - das ist nicht lustig. Trotzdem bringen wir Brunos A2 zum Mechaniker und gehen zu Fuß zurück zum Haus.
Wir möchten nicht noch einmal erleben, dass wir auf dem Weg zu meinen Eltern, den Wagen voller Lebensmittel, Angst vor einer Panne haben müssen, weil das Auto seltsame Geräusche von sich gibt. Und das irgendwo zwischen Sankt Martin im Mühlkreis und Linz.


25. MÄrz, Tag 13

Tagesstruktur

Psychologen und Psychotherapeuten empfehlen zur Zeit immer wieder, uns eine Tagesstruktur zu schaffen. Zu bestimmten Zeiten aufstehen, kochen, essen, putzen, lernen. Alles nach Termin. Den Wecker stellen, obwohl es keine Termine außer Haus gibt. Wenn ich unbedingt unglücklich werden will, mache ich das auch. Sonst eher nicht.
Die einzige Struktur, die ich brauche, sind Mahlzeiten. Aber die regelt der Hunger oder wenigstens der Appetit.

Wasser sparen

Natürlich steigt der Wasserverbrauch. Es wird mehr gekocht, weil wir nicht auswärts essen. Die Klospülung wird oft benützt, weil wir ja immer daheim sind. Vielleicht wird auch ein wenig mehr geputzt. Das Problem ist, dass wir an keinen Kanal angeschlossen sind. Wir haben eine Senkgrube. Was, wenn der Bauer, der die Entleerung der Senkgrube sonst erledigt, in Quarantäne ist? Ob wir in absehbarer Zeit jemanden finden werden, der uns von unserer Scheisse befreit?


24. MÄrz, Tag 12

Partnerschaftshilfe:

Die Tageszeitung Der Standard verrrät uns, wie man die Quarantäne-Phase nutzt, um die Beziehung zu festigen. Fünfzehn Minuten täglich miteinander in Ruhe reden wird da empfohlen. Tolle Idee! Darauf muss man erst einmal kommen.
Für die, die da gar keine Erfahrung mit partnerschaftlichen Gesprächen haben, werden auch Fragen vorgeschlagen, die man dem Partner stellen könnte. Zum Beispiel: „Welcher Moment im Leben hat dich am meisten bewegt?“ Gibt es wirklich Menschen, die auf solche Fragen eine Antwort geben können? Aber da steht dann auch: „Was können wir voneinander lernen?“ und „Wofür bist du deinen Eltern dankbar?“
Das ist einen Versuch wert. Und tatsächlich wird damit die Zeit, die unser Frühstücksgespräch üblicherweise hat, noch einmal verlängert. Jetzt wird es Zeit mit Vorbereitung des Mittagsessens zu beginnen.

Herdenimmunität

Mit Herdenimmunität hat es Boris Johnson kurz probiert. Von gelenkter Immunisierung schwafelt Reiner Eichenberger. In der Schweiz wird gerade viel darüber diskutiert. Grauslich.
Reiner Eichenberger ist Professor für Theorie der Finanz-und Wirtschaftspolitik. Und so sind offenbar auch seine Prioritäten rein ökonomischer Natur. Ein sehr brutaler Ansatz. Ich will mir gar nicht vorstellen, was gesellschaftspolitisch passieren könnte, wenn so eine Gedankenwelt zur Realität würde.
Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, die ein „survival of the fittest“ als Leitlinie hernimmt. Und was für ein Gedanke: Bei gelenkter Immunisierung müsste es eine Trennung zwischen denen geben, die „besonders gefährdet sind“ und denen, die „stark genug sind. dann würden wir die, die nicht so fit sind, wegsperren?"

ZIB 2

Würde Österreich auf Herdenimmunität setzen, bräuchten wir eine Infizierung von 60 Prozent der Bevölkerung. Das wären als circa vier Millionen. Bei einer Sterblichkeit von zum Beispiel nur 1,5 Prozent kann man sich leicht ausrechnen, wieviele Tote man dafür in Kauf nehmen müsste.